Mittwoch, 25. August 2010

SPARTAK MOSKAU - FC BAYERN (22.11.2006)

Als die Bayern damals Spartak Moskau zugelost bekamen, war für mich klar, daß ich es irgendwie probieren wollte, dahin zu kommen. Konnte ich doch damals im Uefa-Cup meinen heißgeliebten KSC nicht in die russische Metropole begleiten, so wollte ich wenigstens die Chance mit den Bayern nutzen.
Das Ganze war zwar mit Bayern nicht halb so viel wert, wie es mit dem KSC gewesen wäre, aber allein die Reise in diese außergewöhnliche Stadt war es wert, diese Strapazen auf mich zu nehmen. Dem Himmel sei dank haben wir in Karlsruhe ja bekanntlich sehr gute Beziehungen zu den Roten aus München, insbesondere zu den Adlern aus Bretten.
Denn der Chef der Adler organisierte einen absolut erschwinglichen 3-Tage Trip und dieser heldenhafte Mensch kümmerte sich dabei um einfach alles. Seien es Flug, Visum oder Hotel. An alles war gedacht. Und somit traten auch ich und mein dicker und lieber Freund Dominik Moser
an einem kalten und grauen Dienstag im Novemver 2006 die über 2000 Kilometer lange Reise nach Russland an.
Beim Abflug in der verbotenen Stadt war noch alles ok, der Flug war relativ ereignislos und speziell die Reisegruppe "Adler Bretten" (samt uns beiden) hatten alle Hände voll zu tun, die Einreiseformulare auszufüllen, die sinnigerweise alle auf russisch waren. Aber auch das klappte mit Hilfe des Bordpersonals irgendwie und nach ca. 6 Stunden setzte die Maschine zur Landung an. Normalerweise durchbricht je sone Maschine beim Landeanflug irgendwann die Wolkendecke und das Reiseziel liegt dann in voller Pracht vor einem. Aber nicht bei diesem Flug und vor allem nicht bei diesem Reiseziel. Denn die "Wolkendecke" stellte sich als eine furchtbar dreckige und dichte Smog-Schicht heraus, die höchstens zehn Meter über dem Boden endete.
Das Flugzeug setzte auf und ich schwöre euch, ich war augenblicklich in den Film "Rocky IV" versetzt. Um die Landebahn herum herrschte die totale und vollkommen verwahrloste Einöde, voll von Schnee und Eis und niemals fertig gestellten Baustellen, Löchern und Müll. Es war wie eine Hölle aus Eis! Und Gott ist mein Zeuge, den ersten Menschen, den ich in dieser "Taiga" sah, war ein pelz-bemützter Soldat mit verfrorenem Gesicht und angeschlagener Kalaschnikov.
Was er dort bewachte, wird für immer sein Geheimnis bleiben, denn er stand sicher einen Kilometer weg vom Terminal.
Dann hiess es raus aus dem Flieger und rein in den Terminal. Über dem Flughafen thronte der fette Schriftzug "MOCKBÁ" was einfach nur bedrochlich aussah und dieser menschenfeindlichen Umgebung sozusagen noch die Krone aufsetzte. Doch das war ja alles erst der Anfang.
Ich konnte mir nicht annähernd vorstellen, was da noch kommen sollte.
Die Einreise verlief relativ reibungslos, obwohl überall Soldaten mit Maschinengewehren standen.
Doch als unsere Reisegruppe von ca. 20 Leuten den Flughafen verliess, waren wir erst richtig in der Hölle angekommen. Alles war mit einer fetten Dreck und Schlamm-Schicht überzogen, egal ob Häuser, Autos oder Strassen. Es war mittags um vier und nirgendwo war nur die Spur eines Sonnenstrahles zu sehen, die Luft war sogar so dreckig, daß man vom Boden aus nicht mal die Laternen erkennen konnte, die gerade mal 5 Meter über uns versuchten, ihr Licht auf die Erde zu werfen. Wir waren total aufgeschmissen, denn man konnte ja nichtmal die Schilder lesen. Denn die, die nicht vom Dreck bedeckt waren, waren ja schliesslich allesamt auf kyrillisch! Es blieb uns also nichts anderes übrig als eine der düsteren Figuren zu fragen, die in kleinen Grüppchen darauf lauerten, die ersten Touris abzuzocken.
Ich habe ja schon viele üble Löcher auf diesem Planeten gesehen, aber dieser Moloch brachte mich nahe daran, sofort wieder in den Flughafen zu gehen und auf meinen Rückflug zu warten.
Es stellte sich heraus, daß alle Typen, die da draußen rum standen, Taxifahrer waren und logischerweise alle einem mafiösen Zusammenschluss von fröhlichen Meuchel-Russen angehörten. Dummerweise waren diese Jungs die einzige Möglichkeit, in die Stadt zu kommen, denn das eigentliche Moskau war ca. 40 (!!) Kilometer entfernt. Das war eine Information (die Einzige), die unser Reiseleiter nicht beachtet hatte.
Doch mit westlichem Geld und der Gebärden-Sprache kann man erstaunlicherweise mehr erreichen, als man denkt und irgendwie schafften wir es, uns alle auf die Taxis zu verteilen.
Und los ging die wilde Fahrt durchs "nächtliche" Russland. Erfeulicherweise sprach der Fahrer nur russisch, aber falls etwaige Verständigungs-Schwierigkeiten aufgetreten wären, hatte er zur "Sicherheit" eine riesige Machete neben seinen Sitz gesteckt, was uns allen ein durchaus wohliges und geborgenes Gefühl vermittelte. Hier war man zu Gast bei "Freunden"! Alle im Auto waren hundemüde, aber zwei Dinge hielten uns vehement vom einschlafen ab. Erstens die schiere Angst, am nächsten Morgen auf dem Moskauer Organ-Markt aufzuwachen und zweitens die schiere Angst, einen tödlichen Crash zu bauen, denn unser Taxi-Fahrer hielt sich offensichtlich für Evil Knievel. Er heizte mit sicher 140 Sachen durch die Vorstadt und hielt es selten für nötig an roten Ampeln zu halten, warum auch, schliesslich hupte er er ja vor jeder Kreuzung zweimal, wenn das nicht reicht, was dann?
Unsere Gesichtsausdrücke schwankten zwischen gequältem Grinsen, welches die Skurillität dieser Situation widerspiegelte und totaler Schockstarre, denn wir hatten spätestens vor jeder neuen Kreuzung aufs Neue mit unseren jämmerlichen Käseleben abgeschlossen!
Doch dann, endlich, kamen wir in die Nähe der Stadt, wo sich Gott sei dank alles etwas verbesserte. Man sah auf einmal tatsächlich Menschen auf den Strassen, die Laternen waren immer besser zu erkennen, ja teilweise konnte man sogar ein kleines Stück Himmel erkennen. Auch der Dreck nahm etwas ab und je weiter wir in die City führen, desto belebter und freundlicher wurde alles.
Unsere Fahrt führte uns dann auch mitten durchs Stadtzentrum und trotz der zügigen Fahrweise konnte man schon schemenhaft erkennen, welches Flair diese Stadt unter all dem Dreck und Smog verbirgt.
Endlich waren wir am Hotel, welches allen westlichen Masstäben entsprach und für uns eine lebensnotwendige Oase in dieser apokalyptischen Umgebung darstellte.
In dem Hotel waren noch viele andere Bayern-Fans, darunter auch einige bekannte Gesichter.
Einige wollten am selben Abend noch ins ZSKA-Stadion, wo eben ZSKA Moskau gegen den FC Porto spielen sollte. Wir hatten natürlich keinen Plan, wo das Stadion war, also hiess es vor dem Hotel wieder in irgendwelche zwielichtigen Taxis steigen. Doch diesmal war es keine Russenmafia sondern zahnlose Zigeuner, die diese muchtigen Karren durch die Nacht lenkten. Nun, denn, wir kamen lebend an und besorgten uns auf dem Schwarzmarkt Tickets. Allerdings waren wir immer darauf bedacht, daß bei diesem Pöbel, der hier wirklich in jeder Ecke herum lungerte, so wenige wie möglich mibekamen, daß wir Deutsche sind. Erfahrungsgemäß ist das einfach gesünder so.
Im Stadion waren nur wenige Porto-Fans anwesend, was wahrscheinlich besser so war, denn ZSKA hatten massenweise Menschenfresser am Start. Irgendwie war jede zweite Fresse entweder vernarbt oder gold-bezahnt, oder manchmal sogar beides!
Stimmung war nett, aber wurde durch die massive Bullen - und Armee-Präsenz ziemlich gedämpft. Man merkte, daß in dem Land nicht lange gefackelt wird, wenn jemand aus der Reihe tanzt.
Nachdem Spiel ging es schnurstracks zurück ins Hotel, welches nur 2-3 Kilometer vom Stadion entfernt war. Diese Info wäre vor dem Spiel von Nutzen gewesen. Dann hätten uns die Zigeuner-Burschis nicht durch halb Moskau chauffiert.
Der Fussweg führte über einen Markt, auf dem tagsüber ein reges Treiben herrschte. TAGSÜBER!! Mit nichten bei Nacht! Denn da sammelte sich zwischen den Buden und Barracken allerhand düsteres Gesockse. Wirklich unterste Schublade.Das waren nicht mal mehr Russen sondern irgendwelche Kirgisen, Usbeken oder Tartaren! Und dann laufen genau durch deren "Revier" auch noch absolut offensichtlich erkennbare West-Touris mit massig Devisen im Sparstrumpf.
Es ist jetzt (wieder) echt kein Witz. Ich kam mir vor wie im Film "Warriors". Wir liefen immer schneller werden durch das dunkle Marktgelände und hinter uns folgten uns immer mehr "Schatten", die sich nur dadurch bemerkbar machten, daß sie ab und an an Türen klopften, aus denen dann wohl noch mehr "Nacht-Schlitzer" raus kamen. Genau kann ich das nicht sagen, weil ich mich natürlich nicht umdrehte. In Gedanken aber ging ich pausenlos durch, wie ich mich gleich hätte verteidigen müssen. Doch glücklicherweise kam es nicht dazu, weil wir dann doch schneller als gedacht unser Hotel erreichten. Und diesem Abend gingen diesen Gestalten also keine blau-äugigen Touris ins Netz, zumindest keine, von denen ich erfahren hätte.
Tag zwei in Moskau sollte sich gaaanz ander darstellen. Man glaubt es kaum, aber morgens konnte man sogar die Sonne sehen! War das vielleicht eine Wonne, mal ehrlich!
Nach dem Frühstück gingen wir mit ein paar Münchnern in die Stadt und verbrachten den halben Tag mit Sight-Seeing. Und spätestens jetzt wurde uns klar, welch schöne Seiten diese Stadt zu bieten hat. Egal ob Roter Platz, Kaufhaus GUM oder Kreml, alles war überaus beeindruckend und so gar nicht von "unserer" Welt.
Und auch die russischen Schönheiten hielten, was man sich von ihnen versprach. Trotz eisiger Kälte waren sehr viele "Modells" unterwegs, die allesamt meistens nur knapp bekleidet waren.
Nachmittags ging es dann vom Hotel aus per organisierter Bus-Tour Richtung Stadion "Luschniki". Die Fahrt war gekoppelt mit einer deutsch-sprechenden Führerin samt Stadt-Rundfahrt. Sowas ist nur jedem zu raten, denn auf eigene Faust bekommt man in dieser Stadt nur wenig auf die Reihe.
Wir hatten dann auch bald eine Militär-Eskorte und am Stadion angekommen sorgten tausende von Soldaten für die Sicherheit bei diesem Spiel. Der Anblick war gleichermaßen beeindruckend wie beängstigend. Der gesamte Gästebereich war ebenfalls voll von Soldaten.
Auf einmal packte mich einer der Soldaten und zog mich von der Masse weg. Ich hatte keinen Schimmer, was der von mir wollte. Er stammelte etwas, was ich aber nicht verstand. Erst beim dritten oder vierten Versuch wurde mir klar, was diese Pelzmütze von mir wollte. Er bettelte mich an! Er sagte" please, some money!" Ich gab ihm zwar nichts, sondern lief einfach weiter, aber diese armselige Wurst tat mir echt leid. Na ja, bin ja schliesslich nicht die Wohlfahrt.
Im Stadion fand sich eine stattliche Anzahl von Münchnern ein. Es waren sicher 500 Mann. Leider standen Ultras und Allesfahrer getrennt, was natürlich schlecht für die Stimmung war.
Schlimm, wenn eine Szene derart gespalten ist, wie es die Roten damals waren.
Die Heimkurve von Spartak zeigt einige Male, wozu sie im Stande war und beim Einlaufen der Teams sowie bei den Toren für Moskau brannte es in der Kurve lichterloh.
Das Spiel endete 2:2, mehr weiß ich nimmer.
Die Abfahrt vom Stadion verlief auch völlig ereignislos. Ich war sogar etwas enttäuscht, hatte man doch den ganzen Tag über nicht einen Einzigen der berüchtigten Spartak-Hools gesehen.
Vielleicht war das auch besser so. Zurück im Hotel hatten wir noch ne Nacht gebucht bevor es dann am nächsten Morgen wieder in westliche Gefilde gehen sollte. Natürlich saß Dominik im Flieger neben mir, was für ihn bedeutete, daß er keine Sekunde schlafen konnte, weil ich ihn pausenlos piesakte, kitzelte oder quälte. Ich sagte es ihm natürlich nicht (leider nicht),
daß diese ganze Tour nicht zuletzt durch seine Anwesenheit zu der außergewöhnlichsten Fussball-Tour wurde, die ich je erleben durfte.
Als ich Dominik im guten alten Karlsruhe wieder am Bahnhof abgesetzt hatte, konnte ich ja nicht ahnen, daß es das letzte Mal war, daß ich ihn sehen durfte.
2 Wochen später kam er bei einem tragischen Unfall ums Leben.

*MOSER FÜR IMMER*



Der erste Eindruck aus Russland: Einöde mit Pelzmütze und Kalaschnikov

Blick aus dem Hotel, endlich Tageslicht!

ein großer Mann auf einem großen Platz !!!

Diese Alte war im Bayern Block, irgendjemand sagte, daß wäre ne Russin,
keine Ahnung, ob das stimmt, aber der Arsch war trotz dem faschistoiden Tattoo geil!

Ganz Moskau war/ist mit einer Dreckschicht überzogen
MEIN BRUDER DOMINIK
CIAO AMIGO GRANDE !!!

Dienstag, 24. August 2010

EIN WAHRER GLÜCKSGRIFF


Ich liebe sone CD-Wühltische in Kaufhäusern und großen Märkten. Schon manches Juwel, welches meistens für gerade mal 2 oder 3 Euro angeboten wurde, thront jetzt voller Stolz in meinem Schrank, denn dieser Junge macht sich im Gegensatz zu vielen bequemen Menschen immer die Mühe, sich bis auf den Grund dieser Schatztruhen-ähnlichen Gitterboxen hinunter zu arbeiten. Und was hab ich da schon für geiles Zeugs an die Oberfläche geholt. Es waren schon Hammer-Platten von bereits bekannten Bands wie BACKFIRE, VISION OF DISORDER oder H2O dabei, die wohl sonst niemand kannte oder kaufen wollte.
Bei diesen Bands konnte man für die paar Euro eigentlich gar nichts falsch machen.
Allerdings habe ich auch schon seit jeher mir unbekannte Bands mitgenommen, bei denen ich auf irgendeine Weise ein gutes Gefühl hatte oder wenigstens bei den Credits einige Bands nach meinem Geschmack erwähnt wurden.
Letztes Ergebnis dieses guten Gefühls war die CD einen Band namens HARD-FI mit dem klangvollen Namen "Once upon a time in the west".
Kann jetzt natürlich sein, daß der ein oder andere Leser sich an den Kopf langt und denkt, was ich doch für ne Flachpfeiffe bin, wenn ich doch nicht mal diese Band kannte.
Nun, dem war aber leider so. Ich hatte von dieser Band bis auf den Namen noch nie etwas Näheres gehört und wagte den (nicht wirklich) waghalsigen Schritt und kaufte mir das Teil für schlappe 3,99 !
Ich hatte wie gesagt keinen blassen Schimmer, was mich auf dieser CD erwarten würde, geschweige denn um welche Musikrichtung es hier überhaupt ging.
Doch wie so oft wurde ich auch dieses Mal überaus angenehm überrascht.
HARD-FI, die mit lupenreinem aber vollkommen unkoventionellen Brit-Pop brillieren, haben mit dieser CD ein für mich grandioses Werk geschaffen, welches mich mit einem Schlag auf die Seite ihrer Fans brachte.
Beim Hören der elf Songs ( und die habe ich bislang sicher schon zehn mal durchgezogen) wurde mein Gehör an diverse Indie/Synthie-Pop-Größen wie Muse,Killers und Weezer, manchmal sogar ne Portion Depeche Mode und nicht zuletzt auch an Dinger wie Chumbawamba erinnert.
Und trotz all dieser Vergleiche finden die vier Briten irgendwo dazwischen ihren eigene Stil und liefern eine guten Song nach dem anderen ab. Manchmal sind die Lieder derart eingängig, daß es mir so vorkommt, sie schon oft im Radio gehört zu haben.Vielleicht ist dem ja sogar so. Gerade Songs wie "Watch me fall apart" oder "Television" sind nicht nur klasse Songs, sondern zudem noch gnadenlos hitverdächtig!
Wirklich ne klasse Band, die spätestens seit letzter Woche definitiv EINEN Fan mehr hat.
Es wird sicher nicht allzu viel Zeit ins Land gehen, bis die zwei anderen Geschwister-Outputs der Band den Weg in meinen sicheren CD-Hafen finden werden.
Ein Hoch auf CD-Wühltische !

Sonntag, 15. August 2010

LAGWAGON / NO USE FOR A NAME (12.08.2010 CAFE ATLANTIK)

Als ich vor einigen Wochen laß, daß diese beiden Punkrock-Größen in dem doch etwas kleinen Cafe Atlantik in Freiburg spielen sollten, waren mir sofort 2 Dinge klar. Ich bin amstart und der Laden wird sicher knallevoll sein. Ergo kümmerte ich mich frühzeitig um Karten im Vorverkauf, denn das Konzi wollte ich einfach nicht verpassen.
Auch wenn ich mich nicht als absoluter Fan der beiden Bands bezeichnen kann und ich im Übrigen noch nie als großer Punkrock-Experte hätte bestehen können , war ich mir dennoch sicher, daß dieses Konzert eine Bombenshow werden würde.
Als ich mit meinem Kumpel Bob am Cafe Atlantik ankam, war davor schon richtig was los.
Es standen einige hundert Leute davor, viele noch ohne Ticket (was auch so bleiben sollte).
Also nix wie rein in den Laden, in dem es schon richtig heiß war.
Kurz darauf kamen in dem erwartet bis unters Dach gefüllten Laden auch schon NO USE FOR A NAME auf die Bühne. Und auf der Stelle herrschte ein richtig schönes Chaos. Es ging gnadenlos ab und es wurde gehüpft, gepogt und jede Hymne wurde lauthals mitgesungen. Natürlich stieg mit der erhöhten Aktivität der Leute auch die Temperatur ins Unerträgliche. Selbst wenn man sich nicht bewegte, was bei der Musik doch recht schwierig war, war man binnen weniger Minuten klatsch nass geschwitzt.
Zu der Show von NUFAN gibt es nicht viel zu sagen, war ne gute Show mit guten Songs, aber für mich ist deren Musik trotz der Qualität doch ziemlich austauschbar und ähnelt Bands wie Millencolin oder NOFX doch sehr.
Höhepunkt des Gings war, als am Ende das Riesenbaby Chris Flippin von LAGWAGON noch für einige Songs die Rhythmus-Gitarre des Sängers übernahm. Das brachte die Meute dann nochmal richtig zum kochen.





In der Pause stürmten alle Leute raus auf die Strasse, weil es wirklich fürchtbar heiß war und eigentlich schon jeder physisch am Ende war. Doch logischerweise ging es ja noch weiter und als LAGWAGON auf die Bühne kamen, war der Laden natürlich wieder propp gefüllt. Es fiel sofort jedem auf, wie breit der Sänger Joey Cape war. Er kam als Letzter auf die Bühne getorkelt, stammelte irgendwas ins Mikro und konnte irgendwie auch nur mit dem Mikro-Ständer gerade stehen. Seine Bandkollegen machte das sichtlich nervös, doch als die Kalifornier loslegten, war der Sänger verblüffender Weise voll da und traf mit traumwandlerischer Sicherheit sämtliche Töne der Songs. Und was zur Hölle waren das für Songs! Jeder für sich eine Hymne. Meiner Meinung nach haben LAGWAGON auch irgendwie ihren eigenen Stil in den Liedern was die Show zumindest für mich weitaus interessanter machte, wie die der Vorband. Und wieder war die Meute voll da und es schwappten mehr als einmal gewaltige Pogo-Wellen durch die Menge hindurch. Echt eine klasse Show, wenn auch die Ansagen und Showeinlagen des Sängers eher ungewöhnlich waren. Es war auch grandios diesen Riesen Chris Flippin auf der Bühne zu sehen. Weil auch der Rest der Band eher kurz geraten ist, wirkt er noch größer und wuchtiger, als er ohnehin schon ist. Wenn er mit einer "normalen" Gitarre spielen müßte, sähe die an ihm sicher aus wie eine Okulele.
Doch irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und ich mußte an die Luft. Es war einfach nicht mehr zu ertragen. In dem Laden waren sicher 40 Grad und in der Luft war mehr Wasser und Schweiss als Sauerstoff. Ich hörte mir den Rest des Konzertes von draußen an, weil ich erstens nicht mehr in dieses Treibhaus zurück wollte und zweitens erst beim rausgehen meinen Bruder fand, den ich trotz der kleinen Größe des Ladens erst zu diesem Zeitpunkt getroffen hatte.
Ich nutzte die Zeit also, meine nassen Klamotten zu trocknen und mit meinem Bruder zu quaschen, den ich leider nicht oft sehe, weil er in Freiburg wohnt.
Wir haben dann wohl noch einige gute Songs verpasst, unter anderem eine Version von "Ace of spades", bei dem laut Bob beide Bands auf der Bühne standen und teilweise sogar die Instrumente tauschten, aber wie gesagt, davon bekam ich wenig bis nichts mit.
Aber das störte mich kein Stück, das Konzert war auch so klasse und speziell LAGWAGON gefiel mir mehr als nur gut!
Und dennoch, so gut es mir gefiel, ich wurde einmal mehr von der Tatsache überzeugt, daß keine Show der Welt so gut ist und soviel Spass macht wie eine gute Hardcore-Show mit einer total ausrastenden Meute dazu. Nichts gegen gute Punkrock-Shows, aber mir würde da auf Dauer der Kick und der Aggro-Faktor fehlen, aber wie gesagt, für zwischen durch ist sone Show zweifelsohne zu empfehlen.


Hier der volle Joey und der Riese Chris, dessen Kopf trotz Weitwinkel nicht mal aufs Bild passte!

Donnerstag, 12. August 2010

MENTALITÄT: ULTRÀ

Hier ein überaus lesenswerter Text eines führenden Ultras der Fiorentina, Domenico Mungo.
Dieser Text zieht momentan durch sämtliche Ultra-Kreise Deutschlands und sorgt allerorts für Gänsehaut, zumindest bei den Leuten, die sich voll und ganz und an jedem Tag ihres Lebens damit identifizieren können, ja in vielerlei Hinsicht diesen Lebensstil übernommen haben.
Der Text, welcher aus Domenico Mungo's Buch CANI SCIOLTI stammt (gibt es leider nur im italienschen Orginal) ist von einer äusserst interessanten und informativen Internetseite eines Deutschen, der in Italien lebt und sich offensichtlich nicht nur mit den oberflächlichen Attributen der Ultras beschäftigt, sondern auch Ahnung von den Werten und der Mentalität hat, die die verschiedenen Gruppen leben.
Den unteren Auszug hätte man tatsächlich nicht treffender und emotionaler ausdrücken können.
Wer bisher keine oder nur wenig Ahnung über Ultras hatte oder gar eine eher ablehnende Meinung zu den Hardcore-Jungs in der Kurve vertrat (die soll es ja anscheinend auch geben),
der wird nach dem Lesen dieses Textes vielleicht einen Deut mehr verstehen, worum es
einem Ultrà geht und wofür er lebt.
Hier natürlich noch der Link zur Seite
http://www.altravita.com/

ENJOY!

“…Ultrà zu sein ist eine Haltung, von der du erst im Lauf der Zeit merkst, dass du sie hast… es ist eine ontologische Dimension, eine Art sich zu den anderen Komponenten dieser Scheißgesellschaft in Beziehung zu setzen, eine vielleicht unerklärbare Lebenshaltung…
Etwas, das du erst nach einer gewissen Zahl an Auswärtsfahrten verstehen kannst. Nachdem du dir auf der Gepäckablage des Zugs den Rücken verbeult hast, auf der du die ganze Nacht versucht hast, ein Auge zuzumachen. Nachdem du ein längst schon trockenes und geschmackfreies Brötchen mit 10 Leuten geteilt hast. Nachdem du eine ganze Woche geackert hast, nur um das zusammenzukratzen, was ein beschissenes Kurventicket kostet. Nachdem du dich stundenlang hinter den Sträuchern des Bahnhofs Caserta versteckt hast, um auf den vorbeikommenden Zug aufzuspringen, der dich in diese verfickte Feindstadt bringt, wo du genau weißt, dass sie dich fertigmachen wollen, weil du sie damals im Hinspiel bis in den Zug geprügelt hattest. Nachdem du bis um 4 Uhr morgens an einem Transpi gemalt hast, mit dem du den Gutmenschen und Wohlmeinenden das in die Fresse rotzt, was diese niemals wissen wollen. Nachdem du um 8 Uhr morgens am Hauptbahnhof deiner Heimatstadt angekommen bist, und nach Hause rennst für eine schnelle Dusche, weil du in ein paar Stunden eine wichtige Prüfung hast. Nachdem du keinen Cent mehr in den Taschen hast, weil das Geld für diesen Vielfraß von Anwalt aufzutreiben war, der die Verteidigung von deinem Kumpel übernimmt, der 15 Tage Knast und 3 Monate Hausarrest dafür bekommen hat, weil er schuldig ist, Ultrà zu sein. Nachdem du dich jedweder Würde beraubt gesehen hast, zusammengedrängt auf wenigen Quadratmetern gemeinsam mit weiteren 200 Personen und den Bullen, die deine Rebellion niederschlagen wollen mit dem stählernen Inneren von verkehrt herum gehaltenen Schlagstöcken, die dir nahelegen, auf den Knien zu bleiben. Nachdem du mit deinen Eltern gestritten hast, die in der Zeitung gelesen haben, du seist ein asozialer Rowdy, Kind einer gewalttätigen und kranken Gesellschaft. Nachdem du dein Mädchen verlassen hast, weil sie dir verboten hat, Auswärts zu fahren. Nachdem du im zweiten Studienjahr erst ganz wenige Prüfungen bestanden hast, weil in deinem Hirn immer noch die Eisenbahngleise poltern und das Krachen der Stöcke, die auf dem Helm irgendeines Polizisten zersplittern…
Ultrà sein heißt das Leben in Freiheit zu leben, und im Bewusstsein, dass irgendjemand dir völlig zufällig diese Freiheit nehmen kann, genau wenn du es am wenigsten erwartest…
Ultrà sein heißt, dies sowohl in der Kurve wie auch an der Uni zu sein, in der Kneipe wie in Bahnhöfen, in Buchhandlungen wie auf dem Stadionvorplatz von Bergamo, in Bibliotheken genauso wie vor einem Polizisten, der ein Mussolini-Tuch um den Hals geschlungen trägt, in den linken Sozialzentren wie auf dem Weg vom Bahnhof in den Auswärtsblock…
Ultrà sein heißt, seinen eigenen Widerstand 365 Tage im Jahr über 360 Grad zu leben, zu erlauben, dass sich das Adrenalin mit Alkohol mischt und eine Mixtur der gesunden Rebellion schafft…

Mittwoch, 11. August 2010

RUSS BALLARD - EINER MEINER HELDEN


Es fing so ungefähr 1997 oder 98 an. Ich hatte mit ein paar Kumpels versprochen, einem etwas merkwürdigen und exzentrischen Arbeitskollegen beim Umzug zu helfen. Im Normalfall eigentlich keine große Sache, aber ich glaubt mir gar nicht, WIE GROSS sich diese Sache letzten Endes darstellen sollte. Ich hoffe jetzt mal, daß sich dieser Kollege diesen Blog niemals durchlesen wird, denn ich werde, ohne natürlich Namen zu nennen, hier einige Dinge erwähnen, die einerseits der absoluten Wahrheit entsprechen, andererseits aber diesen abstrusen Menschen als eindeutigen und soziopathischen Messi entlarven werden.
Wie hatten ein VW Transporter besorgt und waren insgesamt 6 (!) Mann. Unter diesen Vorraussetzungen sollte so ein Umzug normalerweise innerhalb weniger Stunden von statten gehen, doch es sollte ganz anders kommen.
In der Wohnung herrschte das absolute Chaos. Von den vier Zimmern konnte man eigentlich nur noch eines betreten, alle anderen waren bis unter die Decke zugemüllt. Im Wohnzimmer standen sicher mehr als 500(!) Kartons voll mit Magazinen, Zeitungen und Broschüren der letzten 20 Jahre! Ist ja auch net schlecht, sich die Aldi-Angebote vom Mai 1989 nochmals durchlesen zu können. Allein an diesem Raum arbeiteten wir sicher 3 Stunden. Dann kam sein "Kinderzimmer" dran. Hier wurde es noch besser, denn in dem Raum hatte er sinnigerweise die Joghurt-Becher der letzten Jahre gesammelt. Warum fragt ihr? Nun, unser Protagonist hatte in seinem Leben die ein oder andere Geschäftsidee, mit denen man allerdings nicht mal Monopoly-Geld hätte verdienen können. Eine dieser nie verwirklichten "Geniestreiche" war seine Schneckenzucht. Er wollte sämtliche Gourmet-Restaurants der Umgebung mit den Schleimwürsten beliefern. Und DA kamen die Yoghurt-Becher ins Spiel, denn darin wollte er den Salat(!) für die Viecher heran ziehen. Auf die Frage, warum er deswegen tausende der Becher gebunkert hatte, wußte er außer einem verlegenen Achselzucken nichts zu antworten.
In einem weiteren Raum wurde es dann endlich interessant wennauch nicht weniger skurril.
Hier hatte dieser kleine Wicht tausende Video-Kassetten verstaut. Jede davon sah noch aus wie neu. Als wir wiederum entsetzt fragen mussten, was um alles in der Welt denn auf diesen ganzen unbeschrifteten Bändern drauf sei, sagte er ganz lapidar, daß er immer wenn er mal weg geht, eine Kassette einschiebt und das Programm des abends aufnehme, aber nicht um dies später anzuschauen, sondern nur zur Sicherheit, daß er auch nix verpasst!! Ohne Scheiss, wir alle schauten uns immer wieder an und zweifelten an der Realität dieses abgefahrenen Ortes.
Aber Gott sei dank war "Robert" (nur ein Deckname) auch seit jeher ein großer Musikfan.
Da ich bis heute mit diesem Herren zusammen arbeite, weiß ich mittlerweile auch, daß er sich unter all den psychotischen Macken, die er ohne Zweifel in seinem mickrigen Körper beherbergt, auch tatsächlich einen gehörigen und sehr ausgeprägten Musik-Sachverstand angeeignet hat.
Nun denn, eben damals waren in diesem "Medienzimmer" auch noch Hunderte und aber Hunderte von Schallplatten, alle in perfektem Zustand, viele noch Orginal verpackt.
Ja manche waren sogar noch im Karton ihrer Lieferung, welcher nie geöffnet wurde!
Und was für Juwelen sich in diesen Stapeln schwarzen Vinyls verbargen. Da waren Outputs von Uriah Heep bis hin zu den monumentalen Pink Floyd, von Foreigner bis Nils Lofgren, von den Dire Straits bis Survivor dabei. Einfach herrlich!
Und hier kam meine große Stunde! Denn er wollte das Zeugs, wie die anderen Sachen auch, ebenfalls entsorgen. Diesen blasphemischen Frevel wollten wir nicht unterstützen und somit stürzten wir uns alle auf die Platten wie ein Rottweiler auf Eintagsküken!
Auch ich konnte sicher an die Hundert Platten ergattern, allerdings waren auch viele Maxis darunter. Die weiteren Auswüchse dieses Tages würden hier definitiv den Rahmen sprengen, also beende ich an diesem Punkt die Ausführungen darüber denn
genau hier komme ich auf das eigentliche Thema "Russ Ballard" zurück. Als ein betagter Kumpel mit ebenso betagtem und ausgeprägtem Musikgeschmack einige Tage später bei mir zu Haus über die Platten sah, war er von einer Platte hell auf begeistert.
Er feierte ein Album namens "The Fire still burns" von einem gewissen und mir gänzlich unbekannten Musiker, der auf den Namen RUSS BALLARD hörte.
Schon beim ersten Abspielen dieses musikalischen Ambrosias war es um mich geschehen, denn diese virtuose und gleichermaßen eingängige Rockmusik traf mich dermaßen, daß sie sich für alle Zeit in meinen Hirnwindungen einbrannte.
In den Jahren darauf riss ich mir so ziemlich alles von diesem Künstler unter den Nagel, was mir so nichts ahnend über den Weg lief.
Beispielsweise die Alben "Russ Ballard", "Barnet Dogs", "Voices" oder eben meine erste Scheibe "The fire still burns" sind meiner Meinung nach Meilensteine der Rockgeschichte und gehören defintiv zu den Highlights meiner Sammlung.
Es wird aber noch besser: Im Wonnemonat Mai des Jahres 2007 laß ich zufällig, daß im Rahmen der SWR1-Kopfhörer Reihe am 11.05. eben mein Held RUSS BALLARD live in den SWR-Studios auftreten sollte. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr damit gerechnet, diesen Künstler noch jemals live sehen zu dürfen.
Aber dank Vitamin B kam ich sogar für umme auf dieses kleine und logischerweise ausverkaufte Exclusiv-Konzert (an dieser Stelle nochmal danke an meinem Kumpel "Iron E.")
Das Konzert war der schiere Wahnsinn. Olle Russ (damals schon stramme 62 !) war in keinster Weise schon in die Jahre gekommen und rockte über 2 Stunden lang, daß es gerade zu ein Wonne war, diesem sympathischen und bodenständigen Typen zuzuhören.
Leider wurde mir erst bei diesem Konzert vollens bewußt, was für ein Genius der gebürtige Engländer eigentlich ist. Denn er spielte nicht nur die Lieder, die ich von seinen Alben her kannte (damit wäre ich ja schon überglücklich gewesen), sondern er zelebrierte auch noch diverse Stücke, die er für andere Künstler oder Bands geschrieben hatte. Ich war nicht der Einzige, der ein ums andere Mal die Fresslucke weit nach unten klappen musste.
Mit dabei waren nämlich Welthits wie "God gave Rock'nRoll to you" von KISS, "So you win again" von den sexy People HOT CHOCOLATE, "You can do magic" von AMERICA oder einem meiner absoluten Lieblings Songs "Since you've been gone" von den altehrwürdigen RAINBOW.
Und wenn man sich mit diesem Herren etwas näherer befasst, findet man eine Unmenge an weiteren großen Stars, für die Ballard ebenfalls massig Hits und gute Musik geschrieben hat.
Oder welcher Musikkenner kennt nicht Leute wie Roger Daltrey von The Who, Ace Frehley (ex-Kiss), oder Bands wie Santana, Thunder oder Magnum (auch ganz große Favs von mir). Die Liste könnte man noch sehr viel weiter führen, aber wen es juckt, der kann sich selbst noch etwas zusätzlich bilden.
Alles in allem ist RUSS BALLARD aber dennoch nie ein Star geworden. Bei Erwähnung des Names erntet man eigentlich immer einen Gesichtsausdruck voller Unwissenheit, denn die Wenigsten kennen den Menschen, der hinter all diesen Liedern steht. Woher auch!
Nun ich weiß es spätestens seit seinem grandiosen Konzert, und die, die das hier lesen werden, und es bisher noch nicht wußten, wissen es spätestens JETZT!

Samstag, 7. August 2010

AGNOSTIC FRONT ( 06.08.2010, CAFE CENTRAL)

Kaum eine New Yorker Hardcore-Band hat man in den letzten Jahren derart oft in Deutschland zu Gesicht bekommen, wie die fast schon legendären AGNOSTIC FRONT.
Speziell nach ihrer Reunion sind die Mannen um Roger Miret so gar nicht in die Jahre gekommen und bestechen mehr denn je durch Reiselust und schweisstreibende Oldschool-Shows. Auch wenn ich eine Weile überlegt hatte, auf das Konzert zu gehen (immerhin habe ich sie allein dieses Jahr schon zweimal gesehen), entschloss ich mich dann doch mich mit 2 Kumpanen auf den Weg nach Weinheim zu machen. AGNOSTIC FRONT ist und bleibt eine geile Band und wenn sie sozusagen vor der Haustür spielen, dann wird das immer eine gute Entscheidung sein, egal, wie oft man sie schon gesehen hat. Ein Abtörner war dann aber doch der Preis, denn stramme 18 Bucks waren meiner Meinung nach für die zwei Bands schon mehr als ein stabiler Preis. Aber wer will schon nochmal arm sein?
Und wer weiß, vielleicht ist ja der Preis damit begründet, daß olle Stigma demnächst ein neues Hüftgelenk braucht oder einfach ne neue Kauleiste.
Erfreulicherweise waren einige von meinem Fussball-Leuten aus Karlsruhe und Pforzheim mit am Start, was einem so einen Abend immer erheblich versüßt. (an dieser Stelle fette Grüße an Sepp und Onkel Mad!)
Das Cafe Central war ordentlich gefüllt, als die Vorband die Show begann.
THE SETUP, von denen ich ehrlicherweise noch nie was gehört hatte, legten dann auch gleich los als gäbe es kein Morgen mehr. Vom Style her kamen mir die Jungs wie Amis vor, denn was die boten war fettester New York Hardcore mit allem, was dazu gehört. In einer der Ansagen liess der Sänger dann aber verlauten, daß sie aus Belgien stammen. Kein Wunder, kamen doch in der Vergangenheit von dort etliche Hammer-Bands wie Deviate oder Do or Die. Jetzt gehören auch noch THE SETUP zu diesem illustren Kreis grandioser Bands dazu. Auf alle Fälle hab ich die Jungs auf meiner Liste cooler Bands notiert. Vom Publikum wurden die Belgier ganz nett angenommen, es wurden auch etwas gemosht, wenn auch nur zaghaft. In jedem Fall hat das Quintett aus unserem Nachbarland einen mehr als guten Eindruck hinterlassen. Die hat man sicher nicht das letzte Mal in unseren Landen gesehen.

THE SETUP

Dann entertern AGNOSTIC die Bühne und sofort waren Crowd und Combo eine Einheit. Sind halt doch Altmeister, die genau wissen, an welchem Rädchen sie drehen müssen. Vom Outfit der Band her fiel einem unverkennbar ins Auge, daß wohl momentan Oberlippen-Bärte DER angesagte Hit in NYC sind, denn sowohl Vinnie Stigma wie auch Mike Gallo prahlten mit wunderschönen Porno-Balken auf ihren Lippen, als wären sie direkt aus einem Kojak-Krimi heraus gepurzelt. Was zumindest bei Stigma diesen modischen Fauxpas ausglich, war ein schnieker Luden-Iro, der ihm wenigstens etwas "Street credibility" zurück gab. Das Konzert war wie die gefühlten fünfzig AF-Gigs zuvor auch (in Wirklichkeit sicher 12-13 mal): ne klasse Show voller Schweiss, Tattoos und Hardcore-Hymnen. Für den einzigen Wermuts-Tropfen konnten AGNOSTIC selbst eigentlich gar nichts. Es sei denn, man würde ihnen vorwerfen "Gotta go" geschrieben zu haben. Denn dieser ausgelutsche Song wurde von (zu) vielen Hohl-Broten in JEDER Pause angestimmt. Das nervte sichtlich nicht nur die Band, sondern auch einige der älteren Semester dieses Abends. AF haben doch wahrlich mit Songs wie "Crucified" oder "United blood" ganz andere Kaliber auf Lager.
Aber was solls, der Song ist halt einfach (und leider) die "Erkennungs-Hymne" der Band geworden, da wird man wohl nüscht mehr dran ändern können.
Aber das sollte den Gesamteindruck des Abends auch nicht wirklich belasten, denn es war das was ein Jeder erwartet hatte und wofür die Hardcore-Reptile auch bekannt sind. Ne gute und ehrliche Hardcore-Punk-Show. Nicht mehr, aber definitiv auch nicht weniger !




Montag, 2. August 2010

FIRST BLOOD ( 31.07.2010, STADTMITTE)


Lange hatte ich auf dieses Konzert gewartet, denn FIRST BLOOD aus San Francisco gehören zu meinen absoluten Lieblings Bands.
Für diesen Abend gab es (mal wieder) immerhin ein geiles Alternativ-Programm, denn bei einem Festival im französischen Selestat spielten an diesem Abend keine geringeren als Bad Religion und Ska-P. Aber wie schon gesagt bin ich in gewisserweise Fan der Kalifornier und somit fiel meine Entscheidung auf das Konzert in der Stadtmitte, welches zudem auch noch ein Benefiz-Konzert war, dessen Einnahmen der Kinderkrebs-Klinik zugute kamen.
Also war auch das Gewissen befriedigt.
Als ich mit ein paar Kumpanen in die Stadtmitte kam, spielte bereits die vorletzte Band.
Die Aschaffenburger WRITTEN gaben eine mehr als eindrucksvolle Duftmarke ab.
Im Gegensatz zu viele anderen jungen Nachwuchs-Bands haben die sich noch ne dicke Portion Oldschool-Hardcore auf die Fahne geschrieben. Der Sänger hatte sogar ein schniekes Cro-Mags Shirt an, welches noch von Hosenträgern (!) untermalt wurde. Dazu kam noch eine schöne Coverversion des Cro-Mags Klassikers "Hard times". Alles in allem ne vielversprechende Show, die Lust auf mehr machte.
Dann enterten FIRST BLOOD die Bühne. Es waren leider nur ca. 100-150 Leute am Start, ein paar mehr hätten der Stimmung schon gut gestanden.
Das Jungs von der Westküste legten sofort los, als hätten sie Chillipulver gezogen.
Eben so wie ihre Musik ist. Pure Power. Das dabei aber auch technische Feinheiten und Breakattacken nicht zu kurz kommen spricht umso mehr für die Qualität dieser Band.
Einige Leute gingen im Pit ganz gut ab, aber leider waren es nicht genug, um der geilen Musik einen richtig würdigen Rahmen zu geben. Die Stimmung war schon gut und es wurde gemosht und gekickt, aber eine Band dieser Güte verdient eine absolute durchdrehende Chaos-Meute.
Einziger winziger Kritikpunkt an dem Sänger war, daß er in jedem Lied 2-3 Mal nen Circle Pit gefordert hat. Dieser Zustand war der Stimmung nicht gerade zuträglich, weil irgendwann nur noch 2-3 Leute Bock hatten, sich nen Drehwurm zu holen.
Egal, das Konzert war voll der Honig und der Band machte es sichtlich auch Freude (denke ich).
Natürlich gab es, wie eigentlich bei jedem Konzert, wieder irgendein Hohlbrot, der sturzbetrunken durch den Pit stolperte, wie ein Korken in der Brandung. Der Typ, der sicher nur irgendwie zufällig auf dem Konzert war, mußte teilweise derbe einstecken und krachte zur Krönung mit seiner Hackfresse auf die Bühne, nachdem er vorher von der Meute auf ca. 70 km/h beschleunigt wurde.
Ach ja, was mir noch positiv auffiel war der Sänger von FIRST BLOOD, Carl Schwartz (seines Zeichens ja Ex-Shouter von Terror). Vor dem Konzert kümmerte er sich noch mit dem Mischer um den Sound, dann legte er nen sehr feinen Gig auf die Bühne und gleich nach dem Konzert war er wieder am Merchandise-Stand und vercheckte das FB-Zeugs. Das war wenigstens noch ein Hauch von Underground, was in der heutigen Zeit dann doch immer seltener wird.
Dabei hörte er sich stets höflich und geduldsam alle Sprüche an, die ihm die Leute so zusteckten.
Natürlich war auch hier der Vollsuff-Typ aus dem Moshpit wieder ganz vorne und wollte dem bedauernswerten Sänger ganze 10 Minuten klar machen, daß er ja aus dem Ruhrpott komme (woher auch sonst) und dort ja auch irgendwie alles besser sei.
Ob es Carl interessiert hat, bzw. ob er überhaupt ein einziges Wort der Lallbacke verstand, werde ich wohl nie erfahren.