Freitag, 22. Oktober 2010

TRAPPED UNDER ICE / BANE (22.10.2010 STADTMITTE)

Laut dem Titel dieses Blogs bezieht sich derselbe auch nur auf diese 2 Bänds, denn aufgrund der Tatsache, daß ich an dem Abend Spätschicht arbeiten mußte, verpasste ich leider die drei vorigen Bänds und kann deshalb nix drüber erzählen. Schade, denn ALPHA & OMEGA hätt ich schon verdammt gerne gesehen.
Anyway, in der Stadtmitte angekommen (war grad Pause vor TUI) habe ich auch gleich ne Menge Kumpels getroffen. Sogar mein Ex-Tätowierer, den ich sicher seit 6 Jahren nicht gesehen hatte, war an dem Abend am Start.
Der Laden war gut voll, aber nicht ausverkauft.
Dann kamen TRAPPED UNDER ICE auf die Bühne und es ging gleich richtig schön dagegen.
Die Leute, im übrigen erfreulich viele "REAL KIDS", waren sofort präsent und jeder Singalong machte seinem Namen alle Ehre. TUI sind aber auch geil uns treffen total den Zahn der Zeit.
Ungebändigte HC-Power gepaart mit teilweise schon rap-mäßigen Gesang, dazu durchtrainierte
Jungs, die einen Großteil des Gigs in der Luft verbrachten. That's it Baby!
Mal vom relativ dürftigen Sound abgesehen (der Gesang ging ziemlich unter) war es eine klasse Show, nur die Meute ließ mit fortlaufendem Konzert etwas nach. Da hatte ich mir mehr Extase erhofft. Aber TUI sind definitiv ein junger und vielversprechender Stern am Hardcore-Himmel.
Übrigens kann man über die Grunge-Matte des Sängers streiten, aber egal, ob sie einem gefällt oder nicht: die Tatsache, daß er nach dem Konzert beim Merch-Stand mit dem ebenfalls bemähnten A&O Sänger den Haarspliss verglich, war schon mehr als merkwürdig.
Hätte eher in eine Gliss Kur Werbung gepasst!
Dann kamen BANE raus und von denen hatte ich mir eine Menge erwartet.
Vor zwei Jahren hatte ich die ja in NYC gesehen (ich weiß, ich Poser:-), und da hatten sie als Vorband von SOIA komplett abgeräumt und den Saal zum bersten gebracht.
DAS sollte heute nicht ganz so wild werden. BANE sind eine klasse Bänd, aber so ne richtig durchgehend verrückte Stimmung wollte an dem Abend nicht aufkommen. Es wurde immer nur phasenweise gut. Ob es jetzt an den Leuten selbst oder an den elastischen Tanzeinlagen des Sängers lag, kann ich schlecht beurteilen. Woran es aber definitiv lag, war die Songauswahl, denn es wurden auch einige neue Stücke zum Besten gegeben, die aber allesamt relativ schwerfälliges Material waren und es in einigen Stücken (neuen und alten) doch zu einigen Leerlauf-Passagen kam, die die vielleicht aufkommende Stimmung wieder im Keim erstickte. Aber BANE ziehen seit jeher ihr Ding durch und sind unterm Strich ein echte und ehrliche Hardcore-Band, die auf jeden Fall ein Statement hat.
Und das OBWOHL der Sänger ein Mütze von Ralph Lauren anhatte!! DAS ging nun gar nicht!
Die Steigerung davon wäre Ghandi gewesen, der einen Wegwerf-Slip aus Nerz getragen hätte!
So long, my friends!

Mittwoch, 13. Oktober 2010

DIE NEUE TERROR

WAS FÜR EIN MÖRDER BRETT !!

Ich habe diese Heißeste aller kürzlich erschienenen Platten schon ne Weile zu Hause und sicher schon 30 Mal gehört! Der Grund dafür ist einfach: Sie ist gnadenloses STÄNDER-MATERIAL!!
Mein Kumpel Larso hatten schon recht, als er mich damals täglich darauf hinwies, diesen Output unbedingt haben zu müssen, bevor er dann letztlich vor drei Wochen in meinem Regal stand.
Wer TERROR kennt, weiß, daß die Jungs aus der Stadt der Engel eigentlich nie enttäuschen, sei es mit ihren brachialen Live-Shows noch mit ihren Platten. TERROR ist eine Bank, der man beruhigt und immer vertrauen kann.
Doch mit "KEEPERS OF THE FAITH" (was ein geiler Titel) ist ihnen etwas ganz Besonderes gelungen, was ich in der Form noch nicht oft erlebt habe.
Sie haben es geschafft, die perfekte Mischung aus Hardcore mit Oldschool-Metal und Bay-Area Thrash zu kreieren. OHNE dabei jemals den Pfad einer ehrlichen Hardcore-Band zu verlassen.
Sie schaffen sogar den Spagat, in einigen Songs grandiose Gitarren-Soli einzubauen, die sogar Randy Rhoads alle Ehre gemacht hätten. Man hört meiner Meinung nach auch heraus, wie monumental lange Terror bereits durch die Gegend touren und wieviele Einflüsse sie mittlerweile in ihre Musik hineinbringen. Ich glaube, die sind wirklich nur für Zwischenstops oder Plattenaufnahmen zu Hause, den Rest ihres kaputten Lebens verbringen die Kalifornier mit den verschiedensten Bands auf den Strassen dieser Welt, wo sie sich bekanntlich megamäßig zuballern, bevor sie dann in den abendlichen Shows ihre Jünger musikalisch verprügeln.
In manchen Liedern glaubt man ein wenig Madball oder Hatebreed zu erkennen, in anderen gar Pro-Pain oder Suicidal Tendencies (kann sich aber auch nur um eine subjektive Wahrnehmung drehen). Um aber alle Missverständnisse im Keim zu ersticken, TERROR klauen sicher nicht, daß haben sie wahrlich nicht nötig. Sie haben sich einfach weiter entwickelt ohne dabei ihre Wurzeln zu vergessen. Man kann sich auch bei diesem Output 101% sicher sein, daß auch TERROR drin ist, wo TERROR drauf steht.
Ein wirklich fantastisches und überaus abwechslungsreiches Album, welches nicht nur der bestehenden Fangemeinde johlende Glücksgefühle entlocken wird, sondern sicherlich auch die Runde durch die weitgefächerte Welt der blutenden Ohren machen wird.
Ach ja, den wichtigsten Grund, warum man diese Platte haben muss, habe ich ja bisher noch gar nicht genannt.
Sie kesselt vom ersten bis zum letzten Hirn-zermarternden Ton mit brutalster Power durch den ganzen Körper, bis es der Musik gelingt, aus irgend einer Öffnung wieder raus zu kommen, doch dann ist man bereits infiziert bzw. TERRORISIERT!!

"Only true believers remain !!"

Montag, 11. Oktober 2010

CEREMONY / SABERTOOTH ZOMBIE (STADTMITTE 08.10.2010)

Endlich mal wieder ein Hardcore-Konzert und da ich des Nachts ohnehin nach Berlin fahren wollte, bot sich der abendliche Besuch in der Stadtmitte einfach an.
Zumal ich den letzten Auftritt von CEREMONY, der wohl der Hammer gewesen sein musste, verpasst hatte.
Also hin und die zwei Bands reingezogen. Gott sei dank wollte wenigstens mein Kumpel Faxe mit zum dem Konzi kommen, alle anderen konnte ich für die Show nicht begeistern.
Die Stadtmitte war mit 80-90 Leute gerade ausreichend gefüllt, um ne gute Showmeute am Start zu haben. Zuerst spielten SABERTOOTH ZOMBIE, von denen ich nur sehr wenig kannte.
Und abgesehen von den witzig bis psychopathisch aussehenden Musikern (bei denen der Sänger die Skala um Längen anführte) legten die Kalifornier einen hammergeilen Gig hin.
Es war so ganz anders als erwartet. Die Band, die sich eher im Doom-Metal ansiedelt, bestach durch tonnen-schweres Riffing, welches des öfteren an alte Bands wie BLACK SABBATH oder neuere Dinger wie DOWN oder CROWBAR erinnerte. Dazwischen immer wieder ein paar Hardcore-Thrash Parts. Leider wollte bei dieser abenteuerlichen Mischung das Publikum nicht so recht in Fahrt kommen, aber das war auch egal. Die Band hatte trotzdem ihren Spass und der singende Oberpsychopath, der ein ums andere Mal probierte, sich mit dem Micro-Kabel selbst zu strangulieren, liess in jeder Liedpause überaus witzige oftmals sogar skurrile Sprüche ab, die mehr als einmal zu ungläubigen Gelächter führten. Einmal fragte er das Publikum, wer denn alles Unterwäsche trage. Er meinte darauf, daß er immer welche trägt, weil bei seinen Fürzen immer etwas Scheisse mit kommt, und so kann er seine Hosen länger tragen !?!
Er kündigte auch noch an, daß sie in zwei Wochen in Berkeley spielen würden, und er hofft, daß viele von uns dorthin kommen werden!
Echt ein witziger Typ, obwohl man manchmal einige ängstliche Gedanken hatte, denn es drängte sich ab uns zu der Verdacht auf, daß er all seine Ansprachen ernst meinte und es gar nicht witzig gemeint war. Dieser Verdacht und seine grobmotorische Gestik mit seinen kläglichen Highkick-Versuchen, liessen leider vermuten, daß Drogen durchaus sein bisheriges Leben begleitet haben.
Alles in allem war es aber ein echtes Klasse-Konzert mit fetten Songs. SABERTOOTH ZOMBIE haben es an diesem Abend definitiv auf meine Liste der coolen Bands geschafft.

Gestatten: Hannibal Lecters Sohn!!



Danach kamen dann CEREMONY und sofort wurde klar, für welche Band der Großteil der Leute zugegen war. Mit den ersten Klängen dieser Hyper-Hardcore-Band war sofort Leben im Pit und es ging ganz gut zur Sache. Der ebenso psychopathische Sänger, der gleich ohne Shirt auf die Bühne kam, hatte die Meute schlagartig unter Kontrolle und sein verrückter, kläffender Gesang liess die Leute durchdrehen. Und bei den Singalong-Parts wurde der Sänger auf der Bühne fast immer von einigen Leute "begraben" und war sekundenlang nicht mehr zu sehen.
CEREMONY bestachen durch fast schon Noise-mäßige Knüppelparts gepaart mit derben Mosh-Einlagen. Es war alles drin. Der hyperaktive Sänger war aber trotz des gut mitgehenden Publikums aber bald etwas gelangweilt und machte allerhand komische Sachen. Beispielsweise ging er samt Micro in den Backstage Bereich, da das Kabel dafür lange genug war. Ein ganzes Lied sang er von dort aus, während sich der Rest der Band auf der Bühne einen Wolf spielte.
Als er wieder da war, bekam er mit, wie am Rande des Mosh-Pits irgend sone dicke Tussie auf dem Boden ihre Brille oder sonst was suchte. Der Sänger kam von der Bühne herunter und half der Pummelfee beim suchen, dabei hörte er aber keineswegs auf, sein Lied weiter zu singen.
Also keiffte er die Textzeilen in gebückter Haltung wie ein Dobermann, der einen Dackel anbellt kurz bevor er ihn zerfleischt. Echt ne verrückte Type!
War auf alle Fälle ein gutes Konzert, nicht weltbewegend, aber dennoch bereichernd!


Und da war der Sänger auch schon wieder Mal weg!

Mittwoch, 6. Oktober 2010

JUST GOOD MUSIC

Immer wieder bekomme ich von Leuten ungläubige Blicke zugeworfen, wenn sie erfahren, daß ein großer und bedeutender Teil meiner Liebe zur Musik für die Rockbands der Endsiebziger und Achtziger Jahre reserviert ist. Diese Art der Musik hat viele Namen, manchen nennen sie Stadion- oder Arena-Rock, andere Melodic Rock oder in ganz gebildeten Kreisen wird sie sogar als Adult Oriented Rock (AOR) bezeichnet. Alles schön und gut, aber mir völlig schnuppe.
Das sind allesamt einfach gute Bands und machten bzw. machen teilweise heute noch extrem gute Musik. Und wenn mir bei Metal- Rap- oder Punkrock-Bands die Vertreter zum Halse raus hängen, die sich voll und ganz dem Mainstream verschrieben haben, so ist es mir bei Bands wie Foreigner, Journey, Kansas, Survivor, Asia und vielen anderen aus diesem Genre einfach nur egal, weil sie nie einen Hehl daraus gemacht haben und es für jede dieser Gruppen von Anfang an dazu gehört hat. Sie mußten somit auch nie jemanden belügen oder enttäuschen.
Wenn ich die Gelegenheit habe, sehe ich mir sogar heute noch Konzerte dieser Bands an, aber nur, wenn auch noch eine gewisse Authentizität haben und nicht schon zum X-ten Male das fast komplette Line-Up durchgewechselt haben. Beispielsweise die Konzerte von Survivor, Uriah Heep, Asia oder Slade, die ich allesamt live erleben durfte, waren fast immer in Orginal-Besetzung.
Und weil mir die Musik so dermaßen gut reinläuft und weil ich gerade Bock dazu habe, werd ich euch hier einige DER Lieder anhängen, die (zumindest mir) beweisen, wovon ich rede und vielleicht den ein oder anderen Leser bzw. Hörer für diese glamouröse und virtuose Epoche der Musikgeschichte zu begeistern.
ENJOY !!!

Noch eines vorneweg: VORSICHT HAIRCRIMES !!
ASIA

FOREIGNER (almighty!!)



2 Sänger wie sie nicht unterschiedlicher aussehen könnten:
Der eine sieht aus wie die bärtige Schwester von Janis Joplin,
der andere wie ein Zuckerwatten-Spender auf dem Rummel!!
Aber singen können se !!







Leider keine Live-Version gefunden, aber dennoch ein Hammer-Song



Dienstag, 5. Oktober 2010

HARD ON YOU

Wer weiß, vielleicht hat sich ja schon der ein oder andere gefragt, woher denn mein Blog-Name eigentlich kommt. Mal davon abgesehen, daß er thematisch auf fast alles, worum es sich in meinem Leben dreht, ganz treffend passt, gibt es dazu noch eine etwas speziellere Geschichte.
Wir schreiben das Jahr 1989 und ich war bereits ein totaler Metal-Head. Auch wenn ich noch keinen Spritzlappen im Genick verzeichnen konnte (mein Vater bestach mich immer wieder aufs Neue, damit ich zum Frisör ging), ging meine musikalische Entwicklung straight ahead in Richtung Thrash Metal! Jeder, der damals was auf sich hielt, laß natürlich den Metal Hammer, in dem natürlich immer die neuesten Scheiben angetestet wurden.
In dieser Zeit stach mir (natürlich nur bildlich gesehen) ein ganz besonderes Album ins Auge.
Die meiner heutigen Meinung nach noch immer epochale und bahnbrechende Scheibe "NO PLACE FOR DISGRACE" von Arizonas damals heißesten Auswurfes:
FLOTSAM & JETSAM !!!

Schon alleine das Cover (welches später ja sogar meinen Astral-Körper verzieren durfte),
zog mich sofort in seinen Bann. Diese Platte musste ich haben, denn was man auch so über dieses Werk laß, war durchgehend zum Himmel hoch jauchzend.
Aber zu dem Zeitpunkt, als ich von der LP laß, stand sie natürlich noch nicht in unseren (wenigen und fast gänzlich spiessigen) Läden, wo denkt ihr hin! Und sowas wie Internet gab es ja noch nicht.
Also musste ich meine Begierde etwas zurück drehen, denn das Teil war einfach (noch) nicht erhältlich.
Just in dieser Zeit stand mit meiner Klasse eine Studienfahrt nach London an. Die Stadt an der Themse war damals wie heute eine der Hauptstädte der Musik. Ich kratzte also für diese Reise alle meine Talers zusammen und wollte dort einkaufen ... und zwar in großem Stil!
Gesagt, getan, verreist und angekommen!
An einem der ersten Tage, wir hatten etwas Freigang, bevor die nächste kulturelle Bombe unsere Gemüter treffen sollte, schlenderten ein paar meiner Kumpels und ich durch die überwältigende Metropole. Bis dato kannte ich ja nur Karlsruhe, und das war schon mein Nabel der Welt! DAS JETZT war nahezu ein Kulturschock!
Und es kam, wie es kommen musste. Da standen sie, die zwei magischen Worte: TOWER RECORDS, die von meinen Rezeptoren in ihrer vollen Schönheit und in archaischer Größe schnurstracks an mein Gehirn gemeldet wurden! Wie von einer verstrahlten Tarantel gestochen rannte ich in diesen riesigen Laden hinein, und ob ihr das jetzt glaubt, oder nicht, die erste Platte, die sich mir in die Hirnrinde einbrannte, war oben genanntes Meisterwerk!! Hätte ich eine klebrige Froschzunge gehabt, so wäre dieser meiner Hand wahrscheinlich zuvor gekommen, doch auch meine Hand war schnell genug, um das Teil blitzschnell an mich zu reissen.
Auch wenn es mir nicht so bewußt war, DAS war damals mein Einstieg in die Globalisierung.
Ich ging zur Kasse und wollte die 6 Pfund berappen, die fett auf dem Cover ausgezeichnet waren. Ich erlag natürlich nicht dem Trugschluss, die Platte für preiswert zu halten. Mir war schon klar, daß das damals dicke 20 Märker waren. Doch das war mir wurscht. Ich wollte sie haben, da ich mir sicher war, die in Deutschland nirgends zu bekommen. Daß sie natürlich ein paar Monate später auch in meiner Heimat veröffentlich wurde, steht jetzt mal auf einem anderen Blatt.
Ich gab der Frau an der Kasse einen 20-Pfund Schein. Doch diese dachte wohl: Hmm, kleiner dicker Deutscher, denn kann man sicher verarschen.
Sie sagte mir, daß diese Kasse zu sei und ich an eine andere Kasse müsse. Den Zwanziger steckte sie aber komischerweise ein. Doch net mit DIESEM kleinen dicken Jungen! Ich forderte mein Geld natürlich zurück und als ich ihr tatsächlich an die Hose greifen wollte, rückte sie den Schein grummelnd wieder raus, ich ging zur richtigen Kasse und vollzog den Kauf dieses Kleinodes.
Endlich war sie mein und das ist sie bis zum heutigen Tag auch geblieben!
Warum ich euch das alles erzähle? Nun, EIN Hammer-Song auf dieser Scheibe von Hammer-Songs heißt eben HARD ON YOU und somit verhalf euch, meinen ergebenen Lesern, dieser Schwank aus meinem Leben zu diesem Blog!

"Can't you see, you're ripping away our independence,
No one cares but you.
There's never a way to stop the music,
If you're hard on us, we're gonna be hard on you, H.O.Y!
"

Samstag, 2. Oktober 2010

PETER GABRIEL (SAP ARENA 30.09.2010)

Als ich diesen Sommer von meiner Süssen zum Geburtstag Peter Gabriel-Tickets geschenkt bekam, war meine Freude auf den ersten Blick ziemlich groß. Denn auch wenn ich sicher nicht der allergrößte Fan des Engländers bin, so habe ich seine Musik doch immer gemocht, seien es seine Solo-Sachen oder auch noch die früheren Genesis-Alben, als er ja noch deren Frontmann war. Auf den zweiten Blick jedoch fand ich zwei Gründe, die die Vorfreude auf dieses Ereignis etwas umnebelten. Einerseits fand das Konzert in der seelenlosen SAP Arena statt, welche ich nie wirklich gern betreten werde und andererseits gab es eine große Unbekannte an diesem Abend. Denn das Konzert von Gabriel sollte ohne Band, ohne Gitarren und Drums stattfinden, sondern lediglich in Begleitung eines klassischen Orchesters!
Eben ganz im Sinne seiner neuen Platte "Scratch my back", die auch "nur" mit klassischer Untermalung aufgenommen wurde und ausschliesslich Cover-Versionen enthält, die alle zusammen eine Art musikalische Geschichte erzählen.
Soviel zur Vorgeschichte, ich hatte also irgendwie keine Ahnung, was genau uns an diesem Abend erwarten sollte.
Die Halle war gut gefüllt aber nicht ausverkauft, rechts und links neben der Bühne hingen Video-Wände auf denen zur "Einstimmung" Misshandlungen von Menschen in aller Welt gezeigt wurden. Ich wußte zwar, dass Gabriel in Sachen Amnesty International relativ aktiv ist, daß er seine Zuschauer aber mit dermaßen realistischen Bildern konfrontiert, fand ich mehr als bemerkenswert.
So ganz nebenbei kam dann olle Peter auf die Bühne geschlichen und trug von einem Zettel ablesend einige deutsche Zeilen vor. Das Ganze lief so unspektakulär und schüchtern ab, daß er unendlich sympathisch und bodenständig rüberkam.
Er verkündete in gebrochenem Deutsch, was das Publikum von dem Abend zu erwarten hatte
Und das die Lieder des neuen Albums sozusagen aufeinander aufbauen und somit ohne Pause hintereinader gespielt werden. Danach gäbe es eine kurze Pause, nach der dann einge Gabriel-Songs zum Besten kommen sollten.
Im Vorprogramm spielte son Björk-Verschnitt, die wohl ebenso aus irgendnem skandinavischen Fjord gekrochen kam, denn trotz ihres unabstreitbaren Talents erweckte sie bei den meisten Zuschauern eher den Wunsch, sich einen spitzen Bleistift ins Auge zu rammen, als dass man es hätte geniessen können. Zu abstrus war der Gesang, zu selbstmord-gefährdet ihre Aura.
Nun denn, nach nur 2 Songs (von denen einer die Vergewaltigung des Klassikers "Big in Japan" war), war auch dieser Spuk ertragen.
Und dann ging es wirklich los!
Eine große LED-Wand wurde nach oben gezogen und ein ca. 30 köpfiges Orchester kam dahinter zum Vorschein. Der sehr junge Dirigent war so dünn, daß er seinem Taktstock erschreckend ähnlich sah. Und trotz des hautengen Anzuges, in dem es selbst einer einjährigen Birke zu eng gewesen wäre, hüpfte und zuckte er den ganzen Abend auf seinem Podestchen herum und hatte dabei seine Gefolgschaft stets unter voller Kontrolle.
Peter Gabriel stand völlig normal und vollkommen unaffektiert auf der Bühne und vermittelte eigentlich immer den Anschein, als sei das Orchester der eigentliche Star des Abends.
Was die Zuschauer speziell in dieser ersten Hälfte des Konzertes zu Gehör bekamen, verschlägt mir sogar heute noch, ganze drei Tage später, (fast) die Sprache.
Die Inszenierung der Lieder war absolut atemberaubend und beinhaltete das volle Spektrum aller Emotionen, welche man durch Musik ausdrücken kann. Von hoffnungsloser Tristess bis zu aggressiver Wut, von Momenten voller Melancholie bis hin zu epischer Dramatik. Wer im Stande war, sich wirklich fallen zu lassen, wird dieser Abend mit Sicherheit als unvergesslich in Erinnerung bleiben. Ganz zu Schweigen von der unglaublichen Stimme Gabriels. Es ist atemberaubend, welche Bandbreite er mit traumwandlerischer Sicherheit abdeckt ohne dabei nur annähernd angestrengt zu wirken. Ich habe selten eine derart tragende Stimme live erleben dürfen.
Nachdem ich von den Coverversionen des ersten Teils kein einziges Lied kannte, war ich ganz guter Hoffnung, wenigstens bei seinen eigenen Songs den ein oder anderen zu kennen, die er im zweiten Teil spielen sollte.
Doch weit gefehlt! Das Programm bestand keineswegs aus seinen Chartbreakern, sondern eher aus (mir) unbekannteren Nummern, bei denen aber wiederum die Gehörgänge mit allen Facetten der musikalischen Gefühlswelt verwöhnt wurden. Trotz einiger progressiveren Nummern, die alles andere als Mainstream waren, muss man das gesamte Konzert als ein großes und perfekt abgestimmtes Kunstwerk betrachten. Anders kann ich es einfach nicht ausdrücken.
Und zum Ende der Show wurde sogar noch einige Songs gespielt, die sogar ich kannte, denn Solsbury Hill oder Don't give up kommen mit klassischer Begleitung echt gut und passten somit auch hervorragend in die Setlist ( im Gegensatz zu Sledgehammer oder Big time, mit seine kommerziell größten Hits, die aber nicht gespielt wurden).
Als Quintessenz dieses grandiosen Abends bleiben mir drei Dinge:
1.) Das musikalische Vermächtnis Peter Gabriels ist weitaus komplexer und genialer wie ich es je erwartet hätte
2.) ich habe mich bisher viel zu sporadisch mit seiner Musik befasst, was sich definitiv bald ändern wird
3.) Peter Gabriel scheint ein unglaublich bescheidener, engagierter und normal gebliebener Mensch zu sein, so zumindest kam er rüber. Eben ein wirklicher Superstar !!!

dank moderner Technik hier ein Video aus dem Netz


und hier noch ein Song seiner neuen Platte