Montag, 27. Oktober 2014

DOWN TO NOTHING / RISK IT!
(14.10.2014 ALTE HACKEREI KARLSRUHE)

Und wieder hatten die NEW NOISE Burschen ein mächtiges Pfund in die Fächerstadt geholt.
DOWN TO NOTHING aus Richmond (VA), dazu als Support RISK IT! aus dem schönen Dresden. Eine weitere Vorband fiel einem zu lange ausgefallenen Couch-Nickerchen zum Opfer, dessen Weiterführung derart verlockend war, dass sogar mein Besuch des ganzes Konzertes auf der Kippe stand.
Aber ich kann ja nicht immer von den Leuten fordern, den Arsch hochzubekommen, während meine zwei zierlichen Bäckchen schon der ersten Versuchung erliegen.
Also sprang ich auf, schob mir zwei energiegeladene Schoko-Bons in den Mund und düste wie ein geölter Blitz nach Karlsruhe.Es war immerhin Showtime!!!
RISK IT hatte ich schon einige Male gesehen, meiner Meinung nach eine klasse Band und eine DER deutschen HC-Hoffnungen. Aber warum auch immer hatten sie an diesem Dienstag nicht ihren allerbesten Tag erwischt. Es war gut, keine Frage, aber nicht so gut, wie es hätte sein können. Die Meute stieg auch nicht wirklich kompromisslos ein, irgendwie war alles so wie ein Motor, der zwar läuft, aber nur auf drei Zylindern. Kann ja aber mal vorkommen, dass man aus irgendwelchen zusammen kommenden Gründen einfach nicht 100% abrufen kann. Das soll sich jetzt auch nicht so schlimm anhören. RISK IT boten ne absolut stabile Hardcore-Show. Einzig eine kleine Tatsache störte mich etwas. Und das ist beileibe kein exklusives Problem von RISK IT oder im allgemeinen von deutschen Bands. Das betrifft irgendwie alle Hardcore-Bands.
Ich bin zwar ein Fan von Musik, in der eine Message rüberkommt, ich bin ebenso ein Fan von Bands, die vor allem in den Liedpausen auf viele Dinge aufmerksam machen wollen, viele Dinge ansprechen oder anprangern. Das ist auch alles sehr gut so. Aber wenn man dann immer wieder die gleichen Inhalte hört, immer wieder ähnlich klingende Aussagen, dann werden diese irgendwann zu Floskeln.
Nicht falsch verstehen, eine gute Message ist die Seele der Musik, aber man muss nicht zwingend zwischen jedem Song darauf hinweisen, durch welche Scheisse man gegangen ist, wie wichtig "UNITY" ist, wie wichtig es ist, dass man sich von niemandem vorschreiben lassen soll, was gut für einen ist und was man aus seinem Leben machen soll. Da sind grundlegend alles gute Werte, aber eigentlich genügen hier 1-2 Ansagen. Wenn es mehr wird, schalte ich mittlerweile eher ab und hoffe, dass der nächste Song losgeht.Und das ist ja dann auch nicht der Sinn der Sache
Lange Rede, gar kein Sinn: Reden ist gut, Musik ist besser!
In diesem Sinne betraten dann auch DOWN TO NOTHING die Bühne. Und DIE lieferten von der ersten Sekunde an 110% ab! Klasse Show mit schöner Mob-Action! Stagedives and highfives!Abwechslend mal gute Singalong-Brandungsberge, dann wieder Moshpit, von links nach rechts, von oben nach unten, es machte einfach Spass!
Während der Show fiel mir einmal mehr auf, welche Bandbreite DTN doch abdecken. Von Oldschool bis Nuschool, von Punkrock bis Partycore, es war eigentlich alles mit drin. So kann man natürlich auch die "Unity"-Message rüberbringen, und das ohne abgedroschen zu wirken.
Und so feierten ca. 130 Leute in der gut vollen Hackerei ein weiteres Klasse-Konzert. Es sieht momentan wirklich so aus, als würde Karlsruhe szenemässig eine Art Renaissance erleben. Weiter so kann ich da nur sagen ...

Freitag, 24. Oktober 2014

NEW MODEL ARMY
(07.10.2014 SUBSTAGE KARLSRUHE)

Endlich mal wieder eines der Konzerte mit dem Untertitel: "... da muss ich einfach hin". NEW MODEL ARMY haben schon irgendwas mystisches an sich, die Mischung aus Indie, Post-Punk und Wave machte die Band für mich schon immer zu etwas Besonderem. Ich war schon 2006, als ich sie auf dem Fest sah, ziemlich beeindruckt. Ich sehe mich zwar nicht unbedingt als Fan, aber ich mag sie einfach. Mir gefallen vor allem diese traurigschönen Melodien voll Melancholie, aber auch die älteren, etwas "rauheren" Sachen kommen gut. Und wenn dann die Fans noch diesen expressionistischen "Armausbreitungstanz" vollführen, welcher im Gegenlicht der Bühne umso stimmingsvoller wirkt, dann ist klar, warum diese Gruppe, im speziellen ihr Frontmann Justin Sullivan, derart charismatisch rüber kommen. Einer der Fans konnte gar nicht genug im Mittelpunkt stehen und stieg zum Tanzen sogar auf die Schultern eines anderen (welches dieser auch das ganze Lied über ausshielt, nicht so wie Faxe, der bei Maiden unter Holgers "Last" auf seinen Schultern schon nach 25 Sekunden kläglich winselnd zusammenbrach !!!). Hier ein Schnappschuss, der die Stimmung ganz gut eingefangen hat
Übrigens ein dickes Danke an Dangerfreak Axel für dieses Bild, der laut eigener Aussage früher ein riesiger NMA-Fan war. Und dass die Band nicht nur früher viele Fans hatte, bewies auch die Menge von knapp 1000 Leuten, die an diesem Abend den Weg ins Substage gefunden hatten. Ich fand das Konzert wirklich gut, sehr stimmungsvoll, und obwohl ich lange nicht alle Lieder kannte und sie ihren bekanntesten Hit ("51st State of America") nicht mal spielten, ging ich sehr zufrieden nach Hause. Zufriesen darüber, dass es Leute und Clubs gibt, die solch geile Konzerte nach Karlsruhe holen und auch zufrieden darüber, dass es in Karlsruhe und Umgebung genügend wirkliche Musikfans gibt, die die Hallen und Clubs (meistens) ganz gut füllen.

Montag, 13. Oktober 2014

FORGOTTEN JEWELS:
GRAND FUNK RAILROAD

Wieder son Juwel, nach welchem heute kaum noch ein Hahn kräht. Obwohl es die Band noch(wieder) gibt, sind die guten und großen Zeiten ('68 bis '74) des anfänglichen Trios (später dann zu viert) längst vorbei.
Der Hauptteil der Band stammt aus dem Örtchen Flint in Michigan (da kommt übrigens auch olle Michael Moore her) und die Bahnlinie, die durch die Stadt führte, hiess bzw. heisst Grand Funk Railroad; die schlauen Füchse unter euch haben längst gemerkt, dass sich aus der Bezeichnung der Bahnlinie der Bandname ableitete. Ich wollts aber nochmal erwähnt haben. Die Rockbands der 70er waren ja was die Namesgebung ihrer Bands angeht eher pragmatisch.
Jedenfalls spielten die Burschen einen geilen harten und auf das wesentliche reduzierten Sound. Obwohl GRAND FUNK RAILROAD nie etwas mit Heavy Metal zu tun hatte, wurde ihre Musik aufgrund ihrer Rohheit öfter als Heavy Rock bezeichnet. Speziell Musik-Kritiker zerissen die Band und deren musikalische Qualität in ihrer Rezensionen. Aber dennoch (oder gerade deswegen) hatten sie riesigen Erfolg. Als sie 1971 im Shea Stadium in New York spielten, hatten sie mehr Zuschauer und es war noch schneller ausverkauft als es im Jahr zuvor bei den BEATLES der Fall war.
Und in das Shea Stadium gehen schon gut 60.000 Keulen rein, allein daran kann man sehen, was das damals für ne Nummer war! Hier ein ein geiles Video, das ist sicher nicht der beste Song der Band, aber man sieht spitzenmässige Szenen des damaligen Konzertes Klar, später, als es dann Ärger mit dem Manager gab und die neueren Platten auch noch etwas in Richtung Soul abdrifteten, war die Musik nicht mehr der Überhammer, aber das ist ja bei fast jeder Band irgendwann so.
Wer sich aber echt geile und zeitlose Rockmusik reinziehen will, sollte mal einen Output von GRAND FUNK RAILROAD antesten. Sozusagen alle Platten bis 1974 sind reinstes Buttertoffee und bringen jeden Musik-Fan in Wallung. Hier noch eine ganz gute Dokumentation, Musik und Videos findet wer will zu Hauf !!

Mittwoch, 8. Oktober 2014

KADAVAR / THE PICTUREBOOKS
(05.10.2014 SUBSTAGE KARLSRUHE)

Ich bin ja immer bedacht, neue Bands anzutesten oder aus irgendwelchen Löchern heraus zu kramen. Aber dennoch gibt es massig guter Gruppen, die dann doch irgendwie an einem vorbei gehen. So das Berliner Trio KADAVAR.
Da ich von den Jungs im Vorfeld noch nie gehört hatte, trug ich mich an diesem Abend auch zum arbeiten ein.
Glücklicherweise liess es meine "Dienststelle" aber zu, das gesamt Konzert realtiv realxed zu betrachten, was im Nachhinein ein regelrechter Segen war.
Schon das Tourplakat (siehe oben) sieht so aus, als wäre der Designer unter einer nicht unimmensen Portion LSD gestanden. Vorband war ein Duo (!) aus Gütersloh namens THE PICTUREBOOKS. Tatsächlich besteht die Band nur aus einem Sänger, der noch dazu Gitarre spielt und einem Drummer. Und dennoch bringen die Beiden einen klasse Sound ans Tageslicht, son Stoner/Alternative Rock Ding mit reichlich Blues abgeschmeckt! Die waren schon mal ein klasse Einstand.
Als dann aber KADAVAR die Bühne betraten, war ich regelrecht paralysiert. Da kommen drei komplette zugewuchterte Hillbilly-Stoner Typen, lange Haare, Bärte, in denen man mühelos Mäuse züchten könnte und ein 70er Jahre Outfit, dass einem das Herz höher schlagen liess. Und die kommen aus Berlin ?!? Kaum zu glauben.
Und wie die loslegten, ein Powerriff jagte das nächste, obwohl die drei von der ersten Note an hirnzellenverschwenderisch ihre Läusematten schüttelten, brachten sie ihre Musik exakt auf den Punkt. Absolut geile und perfekt eingespielte Band! Heutzutage würde man solche Musik wahrscheinlich irgendwo zwischen Stoner und Psychedelic Rock ansiedeln, aber mal ehrlich: eigentlich ist es purster Heavy Metal, wie er damals in den 70er Jahren enstand. Speziell Black Sabbath aber auch Judas Priest oder Deep Purple lassen herzlichst grüssen. Natürlich ist bei soner Mucke auch immer ne ganz ganz gehörige Einheit Led Zeppelin untergerührt, sozusagen als Abrundung, aber das dürfte ja ohnehin fast jedem schmecken.
Auf jeden Fall kann die Band seit diesem Tag mindestens einen neuen Jünger zu den ihrigen zählen ! Leider wohnten diesem musikalischen Erguss nur rund 200 Leute bei, das tat der guten Stimmung zwar keinen Abbruch, aber ein paar mehr hätten es dann doch sein dürfen. Ich hab mir jedenfalls gleich mal zwei KADAVAR Alben besorgt, gierig das Zeugs!!
Live-Videos habe ich nicht wirklich gefunden, deshalb hier ein normales Video, welches nicht weniger aussagekräftig ist!

Montag, 6. Oktober 2014

THE METEORS
(03.10.2014 ALTE HACKEREI KARLSRUHE)

Was hatte ich schon alles über die METEORS und ihre berühmt berüchtigte WRECKING CREW gehört, DIE Meute schlechthin, die jeden Laden auseinander nimmt. Also war es klar wie Faxes Augen nach einer durchzechten Nacht, dass ich und viele andere dahin mussten. Die Hacke war sozusagen hackevoll und mit 180 Leuten ausverkauft.
Die Vorband sah ich leider nicht, da ich mich in Plüschis neuem Biergarten lieber mit netten Menschen unterhielt. Sorry für dieses Hipster-Verhalten.
METEORS sind ja nunmal eine Psychobilly Band, aber irgendwie hatten wohl alle "Psychos" ihre "Billys" vergessen, will heissen: es waren fast nur Skins da, ich hab lediglich 2 Flats gezählt, die auch nur annähernd diesen Namen verdienten. Vielleicht hätte man am Eingang ein paar Dosen Aufsprüh-Haar verkaufen sollen!
Jedenfalls kam die Hauptband dann irgendwann auch endlich auf die Bühne. Um die Combo um Frontmann Paul Fenech ranken sich ja viele Mythen, auch, dass er ein ziemlich allürenbehaftetes Sensibelchen sein kann und schonmal noch ner halben Stunde von der Bühne geht, wenn er keine Böcke mehr hat.
Lange Rede, die älteren Herren legten gut los, aber die Meute kam nicht so recht in Tritt. Einzig eine vollkommen durchgeknallte Alte mit russischer Armee-Mütze und einem 30cm-Gummidildo in der Hand stürmte wie von der Tarantel gestochen Richtung Bühne, rempelte alle Leute an und schwang dabei den Dildo (warum auch immer) wie ein Lasso durch die Gegend.
Eigentlich kein schlechter Auftritt!
Irgendwann ging dann vor der Bühne auch ein bisschen Rempeltanz los, aber definitiv nix weltbewegendes. Mittendrin immernoch die Lasso-Braut, die mit ihrem überdimensionalen Phallus das Equipment bearbeitet und anscheinend auch die Band damit bedrohte !?!
Bis auf die Galashow dieser skurillen Dame war das Konzert zumindest meiner Meinung nach relativ langweilig. Da hatte ich mehr erwartet. Nach ca. 8-9 Songs machte ich den Schuh und schlenderte ins gegenüberliegende Substage wo sich AXEL RUDI PELL(kartoffel) die Ehre gab. Der Ex-STEELER Gitarrist sieht zwar mit seinem "Siegfried & Roy"-Outfit eher peinlich aus und hat wohl auch den dämlichsten Namen, um danach eine ganze Band zu benennen, die Mucke aber war astrein. Heavy Metal im DIO-Stil, kam echt gut in mir an, aber wie immer war es schrecklich heiss im gut gefüllten Substage, deshalb zog es mich wieder in die verrauchte, aber etwas kühlere Hackerei.
Doch rein ging ich nicht mehr. ich schaute lieber dem Treiben vor dem Laden zu, denn die zugeknallte Dildo-Fee war mittlerweile raus geflogen (dem METEORS-Frontmann wurde es wohl zu doof) und bot eine klasse Show. Sie pöbelte jeden an, schlog mit dem Dildo auf die Möbel ein und leckte vor lauter Wut mehrmals den Bordstein vor der Hackerei ab. Kurzzeitig machte sie sogar Jagd auf NewNoise-Lucas, aber der konnte wieselflink dem Biss der Schabracke entgehen.
Da war wirklich was geboten. Plüschi weiß halt, was er seinen Gästen schuldig ist.
Insgesamt war die METEORS-Show sicher kein schlechtes Konzert, das haben mir einige Fans danach nochmals bestätigt, aber vielleicht waren meine Erwartungen an den Abend einfach zu hoch und vielleicht bin auch zu früh raus.
Witzig war noch, dass mich nach dem Konzert jemand ansprach, ob ich denn diesen "Hard on you" Blog schreiben würde.
Ich fühlte mich ertappt und bestätigte es dem jungen Herren. Er entpuppte sich als ein treuer Leser meiner Weisheiten. Ich weiß zwar nicht, wie er hieß, aber er darf sich hier recht herzlich gegrüsst fühlen!

BOLT THROWER / MORGOTH
(01.10.2014 GARAGE SAARBRÜCKEN)

Seit gefühlten 20 Jahren war ich auf keinem Death Metal Konzert mehr. Mitte der 90er, in der Blütezeit dieser Musik, waren ja im Lamm in Durmersheim beinahe jedes Wochenende irgendwelche Todesmetaller zu Gast, und ich war immer da. Ich war sozusagen Fan. Natürlich gab auch in anderen Clubs und Hallen Death-Metal Konzerte.BOLT THROWER, die Mosh-Legende aus England durfte ich zum Beispiel in einer Halle in Karlsdorf erleben und war damals schon von der Energie und der Zerstörungskraft dieser Band buchstäblich überrollt worden.
So wie ich müssen auch viele andere Leute denken, denn die gesamte Tour der Briten war in kurzer Zeit fast komplett ausverkauft. Das mag auch daran liegen, dass BOLT THROWER nicht allzu oft auf Tour kommen. Auch die Ticketpreise bewegten mit ca. 20 Euro in absolut fanfreundlichen Sphären.
Es ist auch immer wieder bemerkenswert, wie viele Subkulturen von BOLT THROWER angezogen werden, von Alt-Punks bis Skinheads, von Metalheads bis Skate-Thrasher, alles ist vertreten.
All diese Fakten liessen im Vorfeld nur einen Schluss zu: es musste legendär werden !!!
Vorband waren die wieder vereinten MORGOTH aus dem Ruhrpott. Eigentlich eine Legende des Deathmetal, die Jungs haben damals stabile Alben produziert, aber irgendwie überzeugte mich das nicht mehr.
Null Bewegung, wenig Power, kaum Druck gegen die Meute aufgebaut. Vielmehr spielten da ein paar alte Männer ihren Set herunter. Nicht dass es die nicht noch drauf hätten, aber es wirkte eher uneingespielt und eingerostet.
Aber ich war eh nur scharf auf die "Kriegsmaschine" ... die dann auch anrollte!
Sie begannen mit dem Song "War" (wie sollte es auch anders sein)und der Sturmtank rollte an.
Ich hatte mich voll glückseliger Vorfreude in der zweiten Reihe postiert und war zu allen Schandtaten bereit.
Doch es geschah nichts, nicht nur nichts, sondern sogar NICHTS !!!
Zweiter Song war "Remembrance", doch es wurde nicht wirklich besser. Es standen einige Trottel in den ersten Reihe und machten ungestört Handyvideos (früher hätten die die Überreste ihrer Handys vom Boden kratzen müssen), ein anderer Typ hielt sein vollkommen deplatzierte Freundin im Arm, die sich wegen des "Lärms" die Ohren zuhielt (früher hatte er die Überreste seiner Freundin vom ... na ihr wisst schon), kurz gesagt, es war weit und breit kein Mosh in Sicht, und mal ehrlich BOLT THROWER ohne Mosh ist als müsste das dickste Kind eine Torte bewachen, dürfte aber nix davon naschen!
Es war erbärmlich, ich verfluchte das Saarbrücker Publikum (obwohl Leute von überall am Start waren). Es konnte doch nicht schon wieder an mir liegen. Es ist sehr oft so, dass es wirklich nur an zwei drei Leuten liegt, ob ein Moshpit entsteht oder nicht. Ohne großkotzig zu wirken, ich war schon 1000 Mal diese Person, die kopflos in die Menge rannte, dabei die Arme ausbreitete und so eine Bugwelle von Körpern vor sich her schob. Wenn es dann mal am laufen war, gab es meistens genügend Tanzwillige. Gott sei dank ging dieser Kelch dieses Mal an mir vorbei, denn drei überaus stiernackige Jungs mit freiem Oberkörper und stark reduziertem Haupthaar machten sie einer Dampflok gleich auf den Weg ins Herz der Meute. Diese Männer, Gott segne sie dafür, wirbelten im Nu einen kleinen aber respektablen Pit aus dem Ärmel, und da schloss ich mich doch gleich an. Schnell wuchs das Ding richtig an und beim dritten Song ("Mercenary") war dann meine Welt wieder in Ordnung.
Oh meine Freunde, ich gab wahrlich alles, was in mir steckte, ich teilte aus, ich steckte ein, mein Kutte war schnell getränkt von einem Mix aus Schweiss, Bier und dem Blut zahlloser tapferer Männer. Es war hart, aber auch immer fair. Nur einer ziemlich angetrunkener Moshpit-Besucher bekam mehrmals das volle Brett zwischen die Augen, immer wieder wurde ihm aufgeholfen, aber auch nur deswegen, um ihn danach wieder aufklatschen zu sehen. Man munkelt, dass dieses "Auf und Ab" damit zu tun hatte, dass dieser clevere Bursche ein Onkelz-Shirt trug !? Anscheinend kam das bei einigen Leuten dann doch nicht sooo gut an. Und da man bei der Lautstärke eben nicht wirklich diskutieren kann, wurden die Argumente dann halt anders ausgetauscht. Aber keine Panik, wirklich was abbekommen hat der Typ nicht, er machte halt nur einen mehrteiligen Spaziergang durch den Watschenwald.
Im übrigen war für mich dann auch Schicht. Beim achten Song ("This time its war") bekam auch ich meine Portion auf den Lügenbeutel. Von hinten gecheckt knallte ich mit der Oberlippe auf die Schulter meines Vordermannes. Ein Glück blieb die Kauleiste verschont, aber schnell schwoll meine Lippe an, als hätte ich Familienpackung Botox reingejagt. Den Rest dieses musikalischen Ergusses gab ich mir dann in den hinteren Reihe und beglückte meine Mitstreiter damit, dass ich mittlerweile roch wie ein nasser Hund.
BOLT THROWER spielten ihren Set grandios herunter, es gab keine Überraschungen, aber auch keinerlei Schwächephasen. Die Englander um Sänger Karl Willets haben aber auch ein Händchen für gute Songs. Sie schaffen es immer wieder aufs neue, in ihre Musik neben dem Kriegsmachinen-Stil auch eine gewisse Mystik in die Lieder einzubauen. Und genau diese Paarung macht die Band aus!
Wer sie nicht kennt muss sich ein BOLT THROWER Konzert ungefähr so vorstellen: Man sitzt in einem düsteren und stickigen Bunker unter der Erde, man hat furchtbare Angst, das Herz rast, man bekommt kaum noch Luft, über einem hört man, wie eine alles zermalmende Armee mit all ihrer Kriegsmaschinerie über einen hinweg rollt, und wäre das nicht schon Genug, wird das ganze Gebiet noch von einem Bombenteppich eingedeckt, dem auch noch die letzten Überreste der menschlichen Zivilisation zum Opfer fallen.
Hört sich doch das gemütlich an, oder? Dicke Grüsse gehen raus an die O.I.S. Jungs Larso und Tschenz, an die D-Posse, an Jürgen, Semira, den Sänger von Disgrace, dessen Namen ich vergessen hab und natürlich an Musikpapst Chris, der sich dieses Schmankerl auch nicht entgehen lassen wollte.