Montag, 23. Februar 2015

EINFACH MAL WEG ... EIN REISEBERICHT
EPISODE 5: NEULICH BEI DARTY NARBONNE ...
ODER...LOST IN TRANSLATION

Wer meinen Reisebericht bisher verfolgt hat (ich weiß schon sicher von zweien, denn M.aus E. ist dazu gekommen), der weiß, daß jetzt der Sonderbericht an der Reihe ist, eben der, der den chaotischen Kauf meines neuen Navigations-Systems kommentiert. Zunnächst einmal hatte ich durchaus Glück, diesen Markt ohne jegliche Wegbeschreibung überhaupt zu finden. Doch ich hatte Erfolg, aber schon beim Eintreten in dieses Geschäft hatte ich den Eindruck, daß die Kompetenz hier nicht überdurchschnittlich hoch gestapelt sein würde.
Egal, ich wusste ja, was ich wollte. Ein TomTom musste her, da kann man eigentlich nicht viel falsch machen ...oder doch?
In dem Laden war nicht viel los, einige Personen verloren sich in den Gängen, die eigentliche "Kundenaktivität" ging von einer handvoll Kids aus, die allesamt von wahrscheinlich nordafrikanischer Herkunft waren. Ich hab nix gegen die, um Gottes willen, aber selbst ein toleranter Mensch wie ich weiß, daß die im Rudel ganz schön nerven können.
Jedenfalls schlichen diese Jungs andauernd um die Handys herum, die natürlich allesamt an Sicherungskabeln hingen. Anscheinend waren die Kontakte dieser Kabel höchst sensibel, denn man musste ein Handy nur berühren, schon ging ein nervtötender Alarm los, ein wirklich lautes "BIP-BIP-BIP-BIP-BIP-BIP".
In der Zeit als ich in diesem Markt war, konnte ich die Abläufe genaustens studieren, denn ich musste erstmal eine Weile warten, bis sich jemand meiner annahm.
Dabei erfuhr ich, daß man zur Abschaltung des Alarms eine Art Schlüssel benötigt, aber irgendwie nur ein gewisser "Maurice" weiß, wer diesen Schlüssel hat!?! Ihr habt schon richtig verstanden, "Maurice" HAT den Schlüssel nicht selbst, er weiß lediglich und anscheinend immer, wer ihn gerade hat.
Auch ich versteh es bis heute nicht...
JEDESMAL, wenn dieser Alarm losging, passierte das gleiche: die 7-8 Mini-Marokkaner flitzen voll diebischer Freude in die verschiedenen Gänge weg und irgendein Darty-Mitarbeiter rief:
"Oooh Maurice, qui a les clés?!", auf deutsch: "Oooh Maurice, wer hat denn die Schlüssel?!"
Ich weiß ehrlich nicht mehr, wie oft das passiert ist, aber es war geradezu lächerlich oft, und es reizte meine Nerven bis aufs Blut!
Irgendwann kam ich dran, ein Mitarbeiter war frei, als er mich sah, wollte er sich zwar erst hinter den Kaffee-Maschinen verstecken und beschäftigt schauen, aber das zog bei mir nicht.
Natürlich hatte ich die größte Null des Ladens erwischt, ein schwammiger XL-Typ in einem M-Hemd, dessen Knöpfe gerade noch in der Lage waren, die beiden Hemdhälften zusammen zuhalten, aber demnächst wahrscheinlich durch die Luft schiessen würden. Dem Typ stand die Unwissehnheit ins Gesicht geschrieben und er hatte übelste Mundfäule!
Auf seinem Hemd war ein Namens-Schild: Jean-Luc (wie auch sonst!)
Natürlich sprach Jean-Luc kein Wort Englisch, geschweige denn deutsch. Und wäre das alles nicht schon Strafe genug, hatte er einen mega-üblen Sprachfehler. Man hätte glatt meinen können, er habe seinen Zähne mal aus Versehen mit Sekundenkleber geputzt. Also allesamt Vorraussetzungen für ein erfolgreiches Verkaufs-Gespräch!
Natürlich habe ich folgenden Dialog komplett übersetzt:
ICH: Guten Tag
JEAN-LUC: (versteckt sich noch hinter den Kaffee-Maschinen) Guten Tag
ICH: Sprechen sie vielleicht deutsch?
JEAN-LUC: Nein leider nicht
ICH: Vielleicht englisch?
JEAN-LUC: Nein das auch nicht (er freut sich schon, daß er mich vielleicht an einen Kollegen abdrücken kann)
ICH: OK, dann versuche ich es in französisch
JEAN-LUC: (enttäuscht) OK
ICH: Ich will dieses Navigations-Gerät (ich hatte ja genügend Zeit um mir eines auszusuchen)
JEAN-LUC: OK, ich hol es ihnen aus dem Schrank
ICH: Was ist der Untschied zu dem nächstgrößeren TomTom?
JEAN-LUC: (wird nervös) Das muss ich erst genau nachlesen (er wälzt die Gebrauchsanweisung des größeren Geräts)
"BIP-BIP-BIP-BIP-BIP"
"Oooh Maurice, wer hat denn die Schlüssel!?"
ICH: Was ist denn nun der Unterschied
JEAN-LUC: (erleichtert) Ah ich habe es gefunden, bei dem größeren sind noch die Karten von Albanien und dem Kosovo dabei!
ICH: ????????
ICH: Sind sie sicher? Das wäre ja sehr seltsam...
JEAN-LUC: (wird bewusst, daß er wahrscheinlich grad totalen Mist gelabert hat) Moment ...
ICH: Kann es nicht sein, daß bei diesen beiden Geräten tatsächlich nur die Größe des Displays verschieden ist?
JEAN-LUC: Ah, ok, ja, genau, der Unterschied ist nur die Größe des Displays, sonst ist alles gleich
ICH: OK, dann hätte ich gerne das kleinere
JEAN-LUC: OK, das ist aber das letzte, ich muss es bestellen, es kommt in ca. 2 Wochen
ICH: ?????? Wie bitte, ich bin nur auf der Durchreise....
"BIP-BIP-BIP-BIP-BIP"
"Oooh Maurice, wer hat denn die Schlüssel!?"
JEAN-LUC: Können sie es in zwei Wochen nicht abholen?
ICH: wie gesagt, ich bin auf der DURCHREISE, ich komme aus Deutschland
JEAN-LUC: Oh wie schön
ICH: Ja, nicht wahr....
JEAN-LUC: Sie können das Gerät auch im Darty Strasbourg abholen
ICH: Das fehlte mir noch
JEAN-LUC: das wäre keine Problem
ICH: doch für mich schon, ich brauche es ja jetzt, nicht in zwei Wochen, wenn ich zu Hause bin
ICH: warum können sie mir nicht dieses letzte Gerät verkaufen?
JEAN-LUC: das darf ich nicht
ICH: warum denn das?
JEAN-LUC: das hat mein Chef gesagt, aber ich kann ihn nochmal fragen
ICH: das wäre gut
JEAN-LUC: (telefoniert kurz)Es geht klar, sie können das Gerät haben, es ist aber ein Messe-Gerät und wurde ausgestellt, ist aber alles top in Ordung
ICH: OK, dann nehme ich es
JEAN-LUC: Wunderbar, dann mache ich alles fertig
"BIP-BIP-BIP-BIP-BIP"
"Oooh Maurice, wer hat denn die Schlüssel!?"
Ich bezahle das Teil und verlasse den Laden etwas genervt aber froh, jetzt endlich ein gutes Gerät zu haben.
In der Packung dann die erste Ernüchterung: Die Anleitung ist nur auf Russisch und Griechisch vorhanden.
Ich schliesse es an und es erscheint "TomTom", das wars dann auch schon, es passiert weiter nichts, ich ziehe den Stecker, doch
der Start-Bildschirm ist eingefroren. Also packe ich alles zusammen und gehe wieder rein
ICH: Das Teil ist kaputt und es ist keine vollständige Gebrauchsanweisung dabei, nur russisch und griechisch.
JEAN-LUC: Das kann nicht sein
ICH: Doch das ist so
JEAN-LUC: Das mit der Gebrauchsanweisung ist bei TomTom Geräten immer so.
ICH: Wollen sie mich verarschen? Eben haben sie die des anderen Geräts doch auch auf französisch gelesen!!
JEAN-LUC: Oh ..ja richtig
ICH: und warum hängt das Display?
JEAN-LUC: Sie müssen das Gerät erst aufladen
ICH: (werde etwas ungehaltener) Mit Sicherheit nicht, es hatte ja Strom
Er nimmt das Gerät in seine feuchten Hände und versucht mit seinem Kuli einen Reset-Knopf zu finden
ICH: Ich glaube nicht, daß das Ding einen Reset Knopf hat
JEAN-LUC: Doch, das haben die immer
Er sticht in sämtliche Buchsen und alles, was nur annähernd wie eine Öffnung aussieht ohne wirklich zu wissen, was er da macht Ich schaue ihm besorgt zu, es ist ja schließlich mein TomTom.
Er rammt die Kuli-Mine mehrmals so tief ins Gerät, daß es laut knackt und die Plastik-Hülle bricht.
ICH: Das hört sich aber nicht nach einem Reset-Knopf an
JEAN-LUC: (knallrot)Das Gerät hat gar keinen Reset-Knopf...
ICH: Und jetzt?
JEAN-LUC: Mein Kollege schliesst das Gerät am Computer an, um zu sehen, was los ist
ICH: Um Gottes willen ... bitte nicht
JEAN-LUC: Wir müssen ein Update machen
ICH: Aber sie haben es doch grad kaputt gemacht
JEAN-LUC: Nein...
ICH: Doch!
JEAN-LUC: Ich wollte nur den Reset-Knopf drücken
ICH: Ja, aber wie wir ja jetzt wissen, hatte es diesen Reset-Knopf gar nicht
JEAN-LUC: (ihm wird es langsam mulmig) Mein Kollege macht ein Update, da kommt er grad ...
Das ist jetzt kein Witz, sein Kollege kommt aus einem Kabuff, ein schlechtgelaunter Franzose in einem Werkstatt-Kittel, ich glaube er hieß Louis.
Ich habe noch nie einen so übel schielenden Menschen gesehen !! Der konnte glatt um die Ecke schauen... ich merkte nichtmal, daß er mich bzw. das TomTom schon im Visier hatte.
LOUIS: Geben sie mir das Gerät
ICH: Ich will dieses Navi nicht mehr...
JEAN-LUC: Oh ...
ICH: Was "Oh"
Louis verschwindet noch schlechter gelaunt als vorher wieder in seinem Kabuff
JEAN-LUC: Das wird etwas kompliziert, weil sie mit der Kredit-Karte bezahlt haben
ICH: Ja und jetzt?
JEAN-LUC: Das kann nur die Bank stornieren
"BIP-BIP-BIP-BIP-BIP"
"Oooh Maurice, wer hat denn die Schlüssel!?"
ICH: Wo gibts denn sowas?
JEAN-LUC: In Narbonne
ICH: Aber es ist Freitag und schon nach sechs, hat denn da noch ne Bank offen?
JEAN-LUC: Nein
ICH: Das wird mir jetzt zu dumm, kann ich einfach den Aufpreis zahlen und das größere Gerät nehmen?
JEAN-LUC:(streift sich den Angstschweiss von der Stirn) Ja das können wir machen, das ist dann auch wirklich neu
ICH: (erleichtert) dann machen wir das
Jean-Luc holt das neue Navi und geht mit mir zusammen zum "Finanz-Büro", wo er vergeblich versucht, der Dame dort zu erklären, um was es geht. Die Dame hat leider kein Namesschild, deshalb heißt sie hier einfach nur "Kassen-Dame"
Sie tippt was in ihren Computer und genau das, was ich befürchtet habe, trifft ein.
Der Betrag den ich zahlen soll, ist nicht die Differenz sondern der gesamte Betrag des größeren Navis.
ICH: Das kann nicht sein, ich muss nur noch 50 Euro drauf zahlen
KASSEN-DAME: Aber es kostet doch 150 !?
JEAN-LUC: Das hab ich dir doch erklärt, das andere ist kaputt
KASSEN-DAME: Was war denn damit?
JEAN-LUC: Die Plastik-Hülle ist gebrochen
KASSEN-DAME: Wie ist das passiert?
JEAN-LUC: Ein Fabrikations-Fehler ...
"BIP-BIP-BIP-BIP-BIP"
"Oooh Maurice, wer hat denn die Schlüssel!?"
ICH: Ich nehme jetzt das nächstgrößere Gerät und muss nur noch die Differenz bezahlen
KASSEN-DAME: ( ist erleichtert, daß sie es endlich kapiert hat und tippt den neuen Betrag ein) also 100 Euro!
JEAN-LUC: Nein!
ICH: NEIN!!!
JEAN-LUC: Das kaputte kostet 100 und ist schon bezahlt, das, welches er nimmt kostet 150, also muss er noch 50 zahlen.
ICH: Also, ich muss noch 50 zahlen !!!
KASSEN-DAME: Wie soll ich das buchen? (kuckt mich und Jean-Luc ratlos an)
JEAN-LUC: Na als Aufpreis
ICH: Als was denn sonst !?!
KASSEN-DAME: (telefoniert 5 Minuten mit einer Kollegin) Ah, ok, ich buche es einfach als Aufpreis
Ich bezahle, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, wieviel jetzt genau abgebucht wurden. Doch ich nehme mein nigelnagelneues TomTom und verabschiede mich. Beim rausgehen, werde ich immer schneller, Hauptsache nur weg von diesem Horror-Laden. Wie sich später herausstellte, haben die letztenendes aber alles richtig gemacht und es wurde mir der korrekte Betrag abgebucht. Als ich das Navi dann anschloss, und es auf Anhieb perfekt funktionierte und mich mit seiner Informations-Vielfalt verblüffte, vergaß ich schnell meinen Groll gegen Jean-Luc uns seine Bande. Am Ende des Tages war alles gut und mein neuer Freund sollte Klaus-Dieter heißen!

Freitag, 20. Februar 2015

EINFACH MAL WEG ... EIN REISEBERICHT
EPISODE 4: VON NARBONNE BIS SAINTES-MARIES-DE-LA-MER

Ich war also noch in NARBONNE, hatte meine Schienbeinzerfleisch-Action überlebt und trotzdem eine geile Wanderung hinter mich gebracht. Es war noch genügend Zeit um nach CARCASSONNE zu fahren, einem kleinen Örtchen ca.60 km von der Küste entfernt und bekannt für seine riesige und nahezu perfekt erhaltene Altstadt-Ruine aus dem Mittelalter. Ein Geheimtip meines Frankreich-Korrespondenten Holger G.aus D.an der M.
Allein die Strecke dorthin war wieder spektakulär, die Landschaft erinnerte an eine südländische Version der schottischen Highlands. In CARCASSONNE angekommen war diese erhöhte Altstadt, die schon etwas beleuchtet war, von beinahe überall zu sehen. Ich kletterte auf einen Sendemast, um dieses schöne Bild zu machen ;-)
Sah schon imposant aus, doch als ich auf die Anhöhe fuhr, um mir die paar "Ritter-Baracken" anzuschauen, war ich dann auch ganz schnell wieder abgetörnt. Da standen zig Reisebusse mit Horden wild umher marodierender Rentner. Und parken kostete dann auch gleich mal 5 Mäuse. Ich begnügte mich mit der Ansicht von außen und düsste wieder richtig NARBONNE.
Und auf dieser Strecke passierte es dann, mein Navi gab den Geist auf. Dieses uralte Ding, welches mich zwar noch immer dahin brachte, wohin ich wollte, welches aber schon ewig herumzickte und länger auf ein Signal wartete, wie die Indianer damals beim Rauchzeichen-Smalltalk. Für den Moment war das nicht schlimm, der Weg zurück war einfach, aber für meine weitere Reise war es sozusagen lebenswichtig, wieder ein funktionierendes Gerät zu haben, womit ich natürlich ein Navi meine!
Also kurz Orakel Grimm kontaktiert und in Erfahrung gebracht, wo zur Hölle man denn in Frankreich Elektronik kauft. Darty war die Antwort. Und ich schaffte es tatsächlich auch ohne Navigation einen solchen Darty-Markt zu finden. Der Kauf dieses neuen Gerätes basierte auf einer Unterhaltung, die allein schon einen Blog wert ist. Also wird diese in einer (Sonder)Episode niedergeschrieben und zwar gleich nach dieser!
Das neue Navi, ein TomTom für 150 Mäuse, erfüllte mein Herz mit purer Freude. Nicht nur, daß ich mich über die bloße Tatsache freute, daß das Gerät auf Anhieb und einwandfrei funktionierte, nein, es war einfach ein modernes und gut durchdachtes Teil, welches einem eine Fülle von guten Informationen zukommen lässt. Es war sozusagen ein wirklicher Ratgeber und Wegbegleiter, und da man nach so einer realtiv langen Solo-Reise wegen des Mangels an Konversation auch mal etwas wunderlicher werden kann, gab ich meinem neuen Freund sogar einen Namen: KLAUS-DIETER !!!
Ja ... genau... wie die ratgebende und an der Wand des Bauwagens von Peter Lustig hängende Okulele mit Augen!!!
Die älteren Semester werden sich erinnern ...
Von da an hatte ich einen treuen und gesprächigen Begleiter, der mich (fast) immer sicher und komfortabel an meine Ziele bringen sollte. Meinem alten Navi gewährte ich den Heldentod und liess es auffahren nach Walhalla, will heissen: ich trat es klein und warf es in einen Container voller Elektro-Schrott!
Jetzt konnte ich meine eigentliche Strecke antreten, mittlerweile war es aber schon früher Abend und mir war klar, daß ich den ganzen Weg nach SAINTES-MARIES-DE-LA-MER (SMDLM) nicht mehr schaffen konnte bzw. wollte. Ich hätte es schon geschafft, wollte aber die Reise durch die wunderschöne CAMARGUE natürlich lieber bei Tageslicht zurücklegen. War natürlich alles etwas unglücklich, weil ich wieder die Route über SÉTE fahren musste, die ich ja kurz zuvor erst hergekommen war. Aber schliesslich war ich auf einem Roadtrip! Während der Fahrt verzückte mich Klaus-Dieter mit seinen Features, beispielsweise warnte er mich tatsächlich vor Blitzern, ein Service, von dem ich bei meinem alten Gerät nicht mal zu träumen gewagt hätte. Ein toller Typ!
Mein Nachtquartier fand ich in SÉTE, was ganz geschickt war, denn so konnte ich mir am nächsten Morgen noch ein zwei Stünchen die Stadt anschauen, bevor ich dann nach SMDLM fahren würde. Nachdem ich beim letzten Mal auch grad nur ne Stunde für die Stadt investierte, lohnte es sich durchaus, diese nochmals zu erkunden. Dann ging es aber endlich los, durch die wilden Salzwiesen und das riesige Rhone-Delta, durch die wirklich und wahrhaftig wundervolle CAMARGUE!
Auf dem Weg dorthin sah man Massen von den für die CAMARGUE typischen Pferden, die meisten allerdings auf Koppeln, aber einmal, ganz weit weg, meinte ich tatsächlich einige freilaufende gesehen zu haben. Diese wurden mit dem Tele natürlich sofort abgeknipst und ich will bis heute glauben, daß sie wirklich wild waren. In SMDLM fand ich dann eine Stadt, die schon auch durch Tourismus geprägt war, aber auf eine sehr unaufdringliche Weise. Der kleine Wallfahrtsort hat sich sehr viel Ursprünglichkeit erhalten, gerade wenn man durch die engen und verwinkelten Gassen lief, die aber durch die weißen Häuser nie dunkel wirkten. In die Kirche mit den Marien-Statuen ging ich natürlich auch. Ich glaub normal kostet das nen Obolus, aber es war niemand da also schlich ich mich raubkatzenartig hinein und knipste ein paar Bilder. Doch wenn man mal kurz inne hielt, dann hatte diese Kirche schon eine sehr einnehmende Wirkung, man konnte die Besonderheit dieses Ortes förmlich spüren. Ein paar Schritte hinter der Kirche, direkt am Meer, gab es dann noch tatsächlich eine recht große Stierkampfarena zu sehen. Auch hier war alles in mediteranem weiß gehalten. Rein kam man aber nicht, war alles abgeriegelt, aber ich finde Stierkampf eh scheisse, also war mir das schnuppe.
Vielmehr wollte ich noch dem schönen Strand einen Besuch abstatten. Dort machte ich dann ein Selbstbild, welches nicht nur die Stimmung des Momentes einfing, sondern auch sozusagen das bildgewordene Credo meiner Reise war:
Fernweh-Ruhe-Einsamkeit!
Was auf dem Foto nicht zu sehen ist: es war ein totaler Sturm, Mörder-Böen sorgten dafür, daß mein Gesicht regelrecht sandgestrahlt wurde. Aber das konnte die Stimmung dieses Moments keinefalls schmälern.
Dann hieß es aber auch schon bald: Au revoir CAMARGUE und Ola Baskenland. Dazwischen lag aber natürlich noch das ein oder andere Kilometerchen. Zunächst fuhr ich unter anderem nochmals an NIMES vorbei, und da ich noch kein Mitbringsel für mein Mädel hatte, stoppte ich da nochmal kurz durch und sah mir jetzt die eigentlich Innenstadt an, die auch nicht von schlechten Eltern ist. Natürlich sind Einkaufsstrassen und Fussgängerzonen weitestgehend austauschbar und zeigen nur selten, was eine Stadt wirklich zu bieten hat, aber ab und an kann man ja auch mal wieder etwas dem Kommerz fröhnen. Doch an dieser Stelle fällt erstmal wieder der Vorhang, denn dieser Akt ist damit zu Ende.
Weiter geht es demnächst ... in diesem Theater!

Dienstag, 17. Februar 2015

EINFACH MAL WEG ... EIN REISEBERICHT
EPISODE 3: VON NIMES BIS NARBONNE

Ich verließ NIMES also klatschnass nachdem ich ja in der Arena sozusagen ein Vollwaschprogramm bekam. Doch ich stellte meine Heizung mal kurz auf "Blitzkrieg", was mir dann nicht nur die Kleidung trocknete, sondern mich auch einen Großteil meiner Tränenflüssigkeit kostete. Aber ich hatte ja nicht vor, in nächster Zeit wegen irgendwas zu heulen, also war das dann auch kein Problem.
Mein Weg führte mich vorbei an MONTPELLIER, was ja ein tolle Stadt sein soll, aber irgendwie hatte ich kein Bock auf son Großstadt-Amok, ich wollte vielmehr endlich das Meer sehen und entlang der Küste sozusagen in den "Sonnenuntergang reiten". Auf der Strecke kam ich in dem Hafenstädtchen SÉTE vorbei. Offengestanden hatte ich vorher noch nie von diesem Schmuckstückchen gehört. Es entpuppte sich als wirkliches Highlight, sodaß ich da spontan einen Zwischenstopp einlegte. Das Stadtbild ist geprägt von mediteranen Einflüssen, überall wachsen Palmen und es gibt ein sehr großes Kanalsystem, in denen tausende bunter Boote liegen. Einfach nur malerisch, oder wie wir Franzosen sagen: tres pittoresque!
Da ich aber noch ein Stück Weg vor mir hatte und auch endlich den Strand riechen wollte, fuhr ich erstmal weiter, entlang der Küstenlinie bis ich eine geeignete Stelle fand, um endlich den Sand unter meinen Füssen zu spüren.
Das Wetter war wunderbar, sonnig, ca.12-13 Grad und eine erfischende Meeresbrise!
Zu Hause gab es zu dem Zeitpunkt grad ein Schneechaos; ergo: alles richtig gemacht!?!
Hier der erste Strandgang, im Hintergrund liegt SÈTE:
Und nochmal Strandstimmung deLuxe:
Nachdem ich mir ne gehörige Dosis salziger Seeluft eingesaugt hatte und das immer wieder wundervolle Meer nicht nur meinen Augen sondern auch mein Herz erreicht hatte, zog es mich weiter, denn schließlich sollte mich bei meinem eigentlichen Tagesziel ja auch eine atemberaubende Küstenlandschaft erwarten. Die kleine Landstrasse verlief immer entlang des Meers, vorbei an AGDE, einigen vielleicht bekannt durch den Badeort CAPE D'AGDE.
Vor über 20 Jahren war ich mit einigen Kumpels schonmal in NARBONNE. Ich behaupte mal was Städte und Orte angeht, ein recht gutes Gedächtnis zu haben. Deshalb staunte ich nicht schlecht, als ich endlich in NARBONNE ankam. Diesen Ort hatte ich noch niemals gesehen. NARBONNE ist ein kleines und schönes Städtchen, aber den meisten Leuten, die schonmal in dieser Gegend waren, wird hauptsächlich der ca.15 km entfernte Badeort NARBONNE PLAGE bekannt sein. Ein Ort mit weitaus weniger Flair als dem "richtigen" NARBONNE, weil einzig und allein auf Tourismus ausgelegt.
Vielleicht konnte ich meine Erinnerungen ja dort etwas auffrischen. Also fuhr ich nach einer ausgedehnten Stadtrundfahrt von NARBONNE in die Touristen-Filiale am Meer. Dorthin führt eine kurvige Strasse durch wunderschöne Felsenlandschaften. Entlang des Küstenstreifens von NARBONNE gibt es überall riesige Klippen und Felsen, allein das ist schon die Reise dahin wert.
Jedoch selbst bei der Durchfahrt durch NARBONNE PLAGE kam mir nicht das kleinste Eckchen bekannt vor. Entweder war ich damals stoned vom Passiv-Kiffen meiner Kumpels und deswegen war meine Auffassungsgabe getrübt, oder, und das wurde immer wahrscheinlicher, war ich damals an einem völlig anderen Ort. Da muss ich vielleicht mal etwas tiefer buddeln ...
Aber alles schnurz, es war wunderschön dort. Allerdings musste ich langsam zurück in die Stadt, mir was zu Essen schiessen und auch nen Pennplatz suchen.Letzteres übernahm wieder der bewährte Ibis-Finder. Am nächsten Tag wollte ich mir NARBONNE noch etwas näher anschauen und dann gegen mittag nochmal ans Meer und auf eine dieser Klippen klettern.
Idealerweise war morgens in der Altstadt NARBONNEs ein großer Markt, das kann nie schaden.Doch auch der Rest kann sich sehen lassen.Kleine romantische Gassen, historische Gebäude, eben genauso wie man sich Südfrankreich vorstellt. Als ich dann wieder Richtung Küste fuhr, suchte ich mir einen geeigneten Einstieg, um auf eine dieser Klippen zu kommen. Rucksack und Wanderschuhe waren am Mann, also: Berg heil!
Doch das entpuppte sich als weitaus schwieriger als gedacht. Nicht das es zu weit oder zu steil gewesen wäre. Nein, ich lief auf einem zunächst guten Schotterweg, doch je höher ich kam, desto schmaler und zugewachsener wurde dieser. Bis am Ende nur noch maximal 30 cm Wegbreite frei waren ... wenn überhaupt. Auch das ist normalerweise kein Problem. Das Problem war die kniehohe Vegitation, die es sich anscheinend zum Ziel gemacht hatte, ihren Berg zu beschützen. Wozu sonst hätten sich die Büsche mit tausenden rasiermesserscharfer Stacheln bewaffnen sollen. Da kam so ein dämlicher Tourist mit seinen Vorstadt-Waden gerade recht. Was für einen einheimischen Küsten-Grizzley eher ein Kitzeln darstellt, zerfetzte wir alles, was meine Knochen bedeckte... wirklich alles. Es war so, als würde man ein Fussbad in einem Aquarium nehmen, welches voller empörter Stachelrochen ist, die von der Anwesenheit solch unappetitlicher Körperteile überhaupt nicht begeistert sind.
Dummerweise war ich trotz der Zerheckselung meiner Unterschenkel noch weiter gegangen, als ich es gesollt hätte. Jedenfalls konnte ich den Rückweg vor lauter Stachelbüschen teilweise nur noch schwer bis gar nicht mehr finden.
Das muss ein Bild für Götter gewesen sein, ich hüpfte durch die Pampa und sah wahrscheinlich aus, wie Michael Flately, der über ein Fussball-Feld voller bisswütiger Cobras tänzelt. Als ich endlich aus dem schlimmsten raus war, versuchte ich noch zwei andere Wege, aber mit dem gleichen Ergebnis. Entgegen der Meinung, die viele über mich haben, ging ich natürlich nicht mehr soweit wie vorher, sondern brach ab, als ich die ersten Stacheln in der Sonne blitzen sah.
Also ging ich zurück und versuchte mein Glück mit dem Auto. Ich war mir sicher, dass man irgendwie auf eine dieser Klippen kommt. Nach einer halben Ewigkeit und Wegen, die bei einer Enduro-Wertung sicher als "anspruchsvoll" gegolten hätten, kam ich auf eine der Klippen, wenn auch nicht auf die, welche ich ursprünglich im Auge hatte.
Von dort oben hatte man einen Wahnsinnsblick aufs Meer hinaus.
Hier die Klippe, auf die ich eigentlich wollte (ich kann die Dornen von hier sehen!)
Und hier der Blick, kommt auf dem Foto leider net so gut raus, wie es wirklich war.
Bevor es jetzt zu lange wird, mach ich hier mal nen Cut, denn ich hab noch viel zu erzählen... hoffentlich interessiert es jemanden (ausser dir A.S.aus D. ;-)

Dienstag, 10. Februar 2015

EINFACH MAL WEG ... EIN REISEBERICHT
EPISODE 2: VON ZU HAUSE BIS NIMES

Dienstag morgen sollte es los gehen. Alles, was ich nur annähernd hätte gebrauchen können, schmiss ich in die Karre. Genügend Proviant war auch am Start, und natürlich das wichtigste: mein mit Musik bis zum Bersten voll geladener iPod war bereit, bereit mir aus seinem Repertoire von 1000 Scheiben immer genau das passende zur jeweilgen Reise-Situation bereit zu stellen.
Allzu früh wollte ich natürlich nicht losfahren, denn in den nächsten Tagen sollte so wenig Zeitplanung wie nötig und so viel Spontanität als möglich auf dem Programm stehen. Eben einfach mal weg und schauen, was alles passiert. Das und meine drei "Kernziele" (Camargue-Bilbao-Gascogne) waren die gesamte Planung.
Die erste Zwischenetappe war dann aber erstmal völlig unromatisch und rein kommerzieller Natur. Da ich zunächst deutschseitig bis Basel fahren wollte und erst dort vorhatte, nach Frankreich reinzustechen, stellte das Carharrt-Outlet in Weil am Rhein natürlich einen Pflichbesuch dar. Dort noch schnell 'n paar Hosen und Jacken eingetütet, und dann ging die Luzie auch schon los.
Destination: Südfrankreich, genauer gesagt SAINTES-MARIES-DE-LA-MER, einem der südlichsten Orte der Camargue und (wie ich dann auch erfuhr) bekannter Walfahrts-Ort. Da ich erst gegen 12 Uhr in Weil loskam, nahm ich nicht an, die ganze Strecke zu schaffen, aber das war ja auch Wurscht, ich würde soweit kommen, wie ich Bock drauf hätte.
Ursprünglich wollte ich die Strecke ja hauptsächlich über mautfreie Landstrassen zurücklegen, aber mein überaus schlauer und weltgewandter Freund Holger wieß mich daraufhin, dass mich diese Route ja durch die Nordalpen führt und im Winter da durchaus mal die ein oder andere Passstrasse sozusagen witterungsbedingt "unpässlich" sein könnte. DAS wäre mir dann doch etwas zu spontan gewesen, denn eine Übernachtung im Iglu, weil meine Karre im Schnee feststeckt, hätte mein Riesefieber mit Sicherheit ziemlich runtergekühlt. Zudem natürlich die Fahrt auf Landstrassen je nach Gebiet gut und gern dreimal solange dauert, wie auf den sehr komfortablen Autobahnen.
Also war ich on the road, und die Strecke, so nüchtern und grau sich die Orte auch anhören, war schonmal ein Highlight. Herrliche Landschaften, romatische Täler, kurvenreiche Gebirgsstrassen, wilde Wälder, aber natürlich auch endlos weite Agrar-Flächen, die immer mal wieder von Schlössern, Klöstern oder alten Bunkeranlagen dekoriert wurden. Und so passierte ich Orte wie MULHOUSE, BELFORT,BESANCON, DOLE oder BOURG-EN-PRESSE. Selbst für mein altersschwaches Navi, welches sicher schon 7-8 Jahre auf dem Buckel hatte und nur noch sporadisch funktionierte, und auch nur dann, wenn es Bock drauf hatte, gab es auf den guten und wenig befahrenen Autobahnen keinerlei Probleme. Doch das sollte sich im Laufe dieser Reise noch auf dramatische Weise ändern.
Der größte Teil der Strecke war bisher perfekt befahrbar, keinerlei Probleme mit Schnee oder Eis. Aber mir war auch in keinster Weise bewusst, dass mich diese Strecke SO durch die Alpen führen würde. Und je höher ich kam, desto weißer wurde alles. Und obwohl die Strassen auch weiterhin frei waren, machten mich Ortsschilder wie "ALBERTVILLE" oder "VAL D'ISERE" schon etwas kribbelig. Schliesslich sind das bekannte Wintersport-Orte, und ich hatte permanet das Gefühl, dass gleich ein völlig orientierungsloser Abfahrtsläufer aus dem Senegal meine Strecke kreuzen würde. Doch das geschah nicht, und langsam führte die Strecke wieder bergab. Die Autobahn führte an GRENOBLE vorbei, der gößten Stadt in dieser Region. Hier erwischte mich auch schon der erste Stau. Ein Baustelle und der Feierabend-Verkehr waren die Gründe dafür. Das Navi meldete sich, dass ich die Autobahn verlassen sollte, was ich auch tat. Obwohl es schon fast dunkel und eher neblig war, entpuppte sich die Stadt entgegen der Prophezeiung meines Frankreich-Orakles Holger als durchaus ansehnlich. Ich sah natürlich nicht sehr viel, aber was hängen blieb war eine schöne Altstadt voller Pubs und Kneipen, und noch viel eindrucksvoller, die riesigen Seilbahnen, die quer über die Stadt auf das Bergmassiv hochführten, in welches die Stadt quasi hinein gebaut wurde.
Überflüssig zu erwähnen, dass mein Navi komplett überfordert war und mir kaum Alternativen anbot, wie ich aus der überfüllten Stadt wieder heraus kommen sollte. Aber ab und an gibt es ja auch noch Strassenschilder, denen man folgen kann. Ich fand wieder in die Spur und hatte bis AVIGNON bzw. NIMES freie Fahrt durch das nächtliche Frankreich.
Etwas hatte ich mich natürlich vorbereitet, schlafen wollte ich hauptsächlich in den sehr günstigen Ibis Budget Hotels, die es in Frankreich wahrlich überall gibt. Dazu hatte ich mir sogar eine sehr nützliche App gezogen, den "Ibis-Finder". Führt man diese App aus, welch Überraschung, zeigte sie einem die nächsten Hotels im Umkreis einiger Kilometer an.
Da es mittlerweile schon fast zehn war und ich ab und zu schon den Kampf mit den Augenlidern fast verloren hätte, entschied ich mich in NIMES zu übernachten. Das soll ja eine schöne Stadt sein und... ja genau ... da war doch noch was: speziell Musik-Fans werden das riesige Colloseum dort kennen, in dem Bands wie Metallica und Rammstein atemberaubende Konzerte aufnahmen. Also sollte das mein erstes Highlight der Reise werden.
Glücklicherweise hatte das Hotel eine Tiefgarage für 10 Mäuse extra die Nacht. Angesichts der dunklen Gestalten, die da so überall aus den Ecken kuckten, war mir da wohler.
Also eingecheckt, kurz den Schritt frisch gemacht und gegen elf Uhr abends noch in die Altstadt spaziert, ich erhoffte mir, dass die Arena vielleicht offen und nachts beleuchtet wäre. Beleuchtet sollte sie sein, aber nur von aussen. Glücklicherweise war die historische Altstadt gerade mal fünf Minuten weg vom Hotel. Die Gegend dort war menschenleer und die Arena war natürlich abgeriegelt, weil, welch Wunder, es selbstverständlich Eintritt kostet, das innere zu sehen. Also ein paar Fotos von aussen geschossen und wieder ins Hotel, die Matratze rief. Da ich in letzter Zeit aber sehr unregelmässig geschlafen hatte, konnte ich ewig nicht einschlafen. Dieser Zustand ist eigentlich nicht allzu schlimm, fügt man aber die Tatsache hinzu, dass ich in dem Zimmer nur SAT1 als deutschen Sender hatte, glich das fast schon einer qualvollen Gehirnwäsche. Selten soviel Müll sehen müssen, aber ich kann halt nur schlecht ohne das beruhigende Säuseln dieses Kastens einschlafen. Beim Frühstücksfernsehen gelang es mir dann wenigstens vier Stunden zu pennen. Am nächsten morgen wollte ich natürlich nochmal zu der Arena, doch was sich schon die ganze Nacht angekündigt hatte, ging morgens gerade so weiter: es schiffte in Strömen!
Auch egal, bin ja net aus Zucker, also ausgecheckt und nochmal los in die Altstadt. NIMES ist voller altertümlicher Bauten aus der Römerzeit, dessen Herzstück, die Arena, war nun endlich geöffnet. Ich staunte nicht schlecht: 11 Euro wollten die Gauner dafür. Na ja, ich drückte an der Kasse etwas auf die Tränendrüse (nass genug war ich eh schon) und sagte dem Typ hinter dem Tresen, dass ich arbeitslos sei. Ich ja irgendwie auch wahr, also zahlte ich nur 7 Euro. Der Typ an der Kasse war übrigens der Paradetyp: schnieke Uniform und nur einen Arm. Eigentlich für so einen Job gänzlich ungeignet, machte er diesen dann doch recht geschickt, als er mir mit seiner verbliebenen Hand und seiner Nase als Hilfe die verschiedenen Info-Broschüren zusammensuchte. Ob der fehlende Arm eine Kriegsverletzung war, oder ob er lediglich eine Kiste Äpfel etwas zuweit in den Häcksler geschoben hatte, werde ich wohl nie erfahren.
Aufgrund des immernoch starken Regens hatte ich die gesamte Arena quasi für mich selbst. Unglaublich, dass hier solche Groß-Events stattinden(fanden), es gibt in dem weiten Rund nur völlig glattgeschliffene Riesenstufen, keinerlei Geländer oder Wellenbrecher, der Gipfel waren die Mauern am oberen Ende. Ich will nicht wissen, wieviele Metalheads noch exzessivem Headbanging vor lauter Schwindel durch die ungesicherten Zinnen gerutscht sind und unten, 50 Meter tiefer aufklatschten. Beim deutschen Sicherheitswahn würden Konzert-Anfragen in dieser Location nur ein arrogantes Behörden-Lächeln hervorrufen und im Gedankenkeim erstickt werden.
Einen Selfie mit Selbstauslöser ließ ich mir natürlich hier nicht nehmen, obwohl ich mittlerweile klatschnass war.
Hier das Bild und zum Vergleich das Cover der Metallica-DVD (zufällig fast aus dem selben Winkel)

Eigentlich wollte ich an diesem Tag noch bis SAINTES-MARIES-DE-LA-MER fahren, da es dort aber auch regnen sollte, improvisierte ich etwas und zog mein eigentlich übernächstes Ziel vor, denn dort schien die pralle Sonne und es hatte 13 liebliche Grad. Also entlang der südfranzösischen Küste Richtung NARBONNE bzw. dem angehängten Badeort NARBONNE PLAGE.
Das wird aber erst in der nächsten Episode erzählt! Wen es interessiert ... STAY TUNED !

Dienstag, 3. Februar 2015

EINFACH MAL WEG ... EIN REISEBERICHT
EPISODE 1: DIE IDEE

Es begann alles mit einer geilen Doku über Frankreichs Küsten, die vor einigen Monaten auf ARTE ausgestrahlt wurde.
Wer sich auskennt, weiß, dass auf dem Sender echt geiles Zeug läuft und die Bildqualität zu den besten gehört. Jedenfalls zog ich mir diesen Bericht genüsslich rein in welchem es speziell um die Camargue ging, dieses schöne Fleckchen Erde in Südfrankreich, in dem es noch freilebende Pferde gibt, wo riesige Schwemmland-Flächen ein Paradies für Tiere und Pflanzen bilden, wo die Natur noch weitestgehend unberührt ist. Das alles sah ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend bzw. glücklich aufgrund dieser wunderschönen Landschaften, aber gleichzeitig auch traurig und wehmütig ob der Tatsache, diesen Teil Frankreichs wahrscheinlich niemals selbst zu Gesicht zu bekommen. Dieses Gefühl von unerfülltem Fernweh beschleicht mich im übrigen bei fast jedem Film, der irgendwelche traumhaft schönen Gegenden dieser Erde zeigt; und da ist es dann auch egal, ob das karibische Trauminseln, epische Berglandschaften und "nur" die schönen Ecken unseres eigenen Landes sind, deren tatsächliche Schönheit man oft kaum für möglich gehalten hätte.
Aber ich schweife mal wieder ab.
Da mein (speziell berufliches) Leben in den letzten Monaten eine recht unerwartete Wendung nahm und ich wider Willen zu einer großen Menge an frei verfügbarer Zeit kam, war für mich sofort klar, in dieser Zeit irgendwas besonderes zu machen. Etwas, was man sonst so eher nicht machen würde, weil einem der Urlaub zu schade ist oder weil der Partner nicht unbedingt den gleichen Bock auf die Sache hat oder eben etwas, was man einfach alleine machen muss!
Ich bin zwar ein sehr ausgeglichener Mensch und muss mich definitiv nicht selbst finden, aber so eine gewisse Zeit vollkommen alleine ist zumindest in meiner Welt eine ungemein wertvolle Sache, denn, und das haben wir eigentlich alle gemeisam, ist sich am Ende des Tages jeder selbst der nächste.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich plante einen Roadtrip, einfach mal weg, einfach drauf los, wohin es einen auch führt. Ich hatte 10 Tage zur freien Verfügung, mehr ging leider nicht, weil ich ja auch noch andere Verpflichtungen habe, ich bin ja schliesslich kein soziopathischer Höhlenmensch!
Das Hauptziel meiner Reise sollte Frankreich sein, ich hätte natürlich auch nach Skandinavien fahren können, aber da laufe ich im Winter halt Gefahr, dass ein genervter Elch meine Karre ausm Schnee ziehen muss, und das wollen wir natürlich nicht. Und schliesslich wollte ich ja auch die Camargue sehen. Also setzte ich mir drei ungefähren Eckpfeiler, um die herum meine Reise führen sollte:
CAMARGUE - BASKENLAND - GASCOGNE
In den nächsten Tagen werden hier also die verschiedenen Etappen meiner Reise eine Verewigung finden, könnte etwas amüsant werden. Also stay tuned ...