Sonntag, 4. Juni 2017

.CYNDI LAUPER
(02.07.2016 KÖLN E-WERK)

Ich denke jeder aus meiner Generation kennt dieses nostalgische und vor allem melancholische Gefühl, wenn er mit gewissen Dingen aus den 80ern konfrontiert wird. Diese Art der angenehmen Wehmut, man erinnert sich an die schöne und über weite Strecken unbeschwerte Zeit, in der man noch mehr oder weniger wohl behütet an Mamas Brust hing, vielleicht das erste Mal so richtig verliebt war und vor allem die Filme und die Musik dieser Zeit regelrecht zelebrierte. Die Angebotsschwemme damals war in keinster Weise so riesig wie heute und folglich hatten die Dinge einfach mehr Wert. Dass dieses Jahrzehnt aber so unvergessen und kultig werden sollte, hätte damals sicher niemand vermutet.
Natürlich verbindet jeder die 80er Jahre mit anderen Dingen. Für mich war eines DER Gesichter dieser Zeit die unglaublich extrovertierte und bunte CYNDI LAUPER. Nicht zuletzt weil sie durch ihren Song "GOOD ENOUGH" auch mit einem der besten Filme dieser Zeit unumstößlich verbunden ist. Sie erschien sogar kurz im Film und das Video handelte ebenfalls vom Film. Die Rede ist natürlich vom Evergreen-Streifen "GOONIES"!
Nun denn, ich wollte diese Grand-Dame des Pop schon immer mal sehen und habe ihre Karriere auch durch die Jahrzehnte verfolgt, so gut das eben ging. Oft hörte man von Gerüchten einer bevorstehenden Europatour, bei der aber horrende Ticket-Preise im Raum standen. Letztlich war aber alles Schall und Rauch, erst als wirklich und wahrhaftig einige Tourdates veröffentlicht wurden, war klar: sie wird kommen. Das einzige Deutschland-Konzert sollte in Köln stattfinden und wenn man die Sache genauer betrachtet, war das nur logisch. CYNDI LAUPER war schon seit jeher durch ihr schrilles Auftreten eine Ikone der Schwulen. Und in Köln ist ja nunmal bekanntlich das deutsche Mekka der Homosexuellen-Bewegung, Da musste ja eines der Konzerte dort stattfinden. Dass es letztenendes nur diese eine Show in Deutschland war ist etwas verwunderlich, zeigt aber auch, dass Mrs.Lauper nicht auf gnadenloser Abräumreise ist, um nochmal die guten alten Zeiten zu melken. Auch die Ticketpreise von 38 Euro waren mehr als fair und so schipperten mein Mädel und ich in die Domstadt. Dummerweise war an dem Tag auch das EM-Viertelfinale Deutschland-Italien. Mir war das schnurz, aber meine bessere Hälfte kann halt ne ziemliche Kutte sein, die hätte das Spiel schon gerne gesehen. (Aber letztenendes sahen wir nach dem Konzert noch in einer Hotelbar in der Nähe des Doms die Verlängerung und das Elfmeterschießen, bei dem keiner meiner zahlreichen Wünsche für ein deutsches Ausscheiden erhört wurde und deshalb einen Großteil unseres späteren Abends in einem schwarz-rot-goldenen Straßenchaos endete.)
Doch der EM-Kick war für viele kein Grund gewesen, um dem Konzert fern zu bleiben weswegen das E-Werk auch "ausverkauft" vermelden konnte. Und was gab es da für Paradiesvögel zu sehen, Diven, Tucken, Transen, alles war vertreten. Es war herrlich. Sogar Christoph Uecker, einer der prominentesten Schwulen Deutschlands der damals in der Serie "Lindenstraße" das ganze Land polarisierte, schlenderte mehrmals an mir vorbei.Offensichtlich wollte auch er sich diesen musikalischen Leckerbissen nicht entgehen lassen.
In der Halle war es extrem warm (ha ha ...Flachwitz!), schon nach wenigen Minuten floss einem die Brühe runter, doch als es dann endlich los ging, war das alles egal. Da stand sie, leibhaftig und echt und vor allem, keineswegs extrovertiert wirkend. Eher schüchtern stellte sie sich vor und legte auch gleich mit dem ersten Song los. Was man dazu wissen sollte ist, dass die neue Platte von ihr ziemlich Country-lastig ist und hauptsächlich aus Cover-Versionen dieses Genres bestehen. Folglich sollte es einige Lieder geben, die so gar nicht Lauper-like waren, zumindest nicht, wie man sie aus den 80ern kannte. Ich fand es klasse! Sie hatte eine gute Mischung aus alt und neu gefunden, ihre Hits kamen dabei natürlich keineswegs zu kurz und so drückte sie schon relativ froh sone Dinger die "She Bop" oder "I drove all night" raus. Stimmlich perfekt, rein gar nichts zu damals eingebüsst, vielleicht etwas weniger quietischig, dafür jetzt geringfüfig rauher, aber immernoch unverkennbar LAUPER!!!
Es war fabelhaft, zwischen den Songs erzählte sie diverse Geschichten auf eine so sympathische Art und Weise, welche ich so gar nicht erwartet hätte. In meinem Kopf war sie halt eher der ausgeflippte und gegen alle Normen rebelierende Typ, eigentlich das komplette Gegenstück zur Wirklichkeit.
Die Fans feierten jede Geschichte, jede Anekdote und natürlich auch jeden Song frenetisch ab, am meisten natürlich die Zugaben "True Colors", "Time after time" und "Girls just want to have Fun". Speziell letzteres zelebrierte speziell die Schulengemeinde , da sie diese Aussage anscheinend allesamt auf sich selbst bezogen.
Es war eine willkommene Reise in die Vergangenheit und ein wirklich toller Abend mit einer umwerfenden und bezaubernden Frau, die heute noch genau so viel Ausstrahlung versprücht wie 1983, als sie ihren ersten Hit landete (wahrscheinlich eher mehr!).